play3 – Warum alles anders ist und sich doch nichts geändert hat

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Letzten Monat läutete CyPress das Ende einer Ära ein. Nach fast 10 Jahren oder 119 Ausgaben wurde die play THE PLAYSTATION eingestellt. play PLAYSTATION wurde damals als Gegenpol zum offiziellen PS1-Magazin gestartet und grenzte sich durch ein völlig anderes Konzept komplett vom Mitbewerber ab und wurde zur Erfolgsstory. Als das erste unabhängige PlayStation Magazin wischte es von 98 bis 2000 mit sämtlichen Mitbewerbern den Boden auf, auch wenn diese häufig einen wesentlich günstigeren Heftpreis hatten und überlebte sie bis auf einen alle.

Ein dementsprechend schweres Erbe tritt play³ an und um es vorweg zu nehmen: Der Versuch scheitert kläglich.

Laut Aussage von CyPress wird play³ als erwachsenes Videospielmagazin positioniert. Wie ernst es mit diesem Versuch gemeint ist wird bereits auf dem Cover deutlich. Nicht weniger als 5 Artworks sind auf das Cover gequetscht. Zwei in der DVD-Spalte, drei als „Hauptmotiv“. Nicht nur das Ästhetikgefühl fürs Bild ging dabei über Bord, auch das für die Sprache musste mit der Konstruktion „Größer, schöner, besser – Lara in Bestform!“ dran glauben. Das Fanboyherz wird höher schlagen, wenn es von einem noch schöneren Oblivion als auf der Xbox 360 hört. Vollendet wird die Ansprache des älteren Lesers mit „Spielen, surfen, saugen“ zum Thema PS3-Online.

„Herzlich willkommen liebe Spieler-Gemeinde!“
So wird das Baukasten Editorial eingeleitet. Nach einem „wir sind die neuen, obwohl so neu sind wir gar nicht“ geht es mit „wir sind toll, sind die ersten und haben Exklusivstorys“ weiter. Abschließend wird einem noch gute Unterhaltung gewünscht – von wem ist allerdings nicht ersichtlich. Verständlicher weise wollen weder Chefredakteur noch das play³-Team diesen Text unterschreiben.

Das auf Hochglanzpapier gedruckte Heft beginnt mit einem Special zu den 100 besten PS2-Spielen. Auf 10 recht farblosen, dafür mit Artworks vollgestopften Seiten kann man sich noch mal einen kurzen Überblick über GT 4, MGS, San Andreas und Co. verschaffen.

Der Vorschaubereich beginnt mit Neuankündigungen. In unterschiedlichen Größen werden hier Spiele vorgestellt, für die es noch nicht genug Material für ein Preview gibt. Lobenswert: Man verzichtet hier auf Einschätzungen und Tendenzen in Form von Sternchen.

Mit Assassin’s Creed kommt die erste große Vorschau. Der Umfang ist mit 6 Seiten (5 Preview + 1 Interview) sehr großzügig bemessen, besteht jedoch zu min. 60 Prozent aus Bildern. Zusätzlich gibt es zahlreiche Layoutverbrechen. Leider ist die Spaltenbreite der play³ variabel und leider wird davon auch gebrauch gemacht. Nebeneinander sieht das schon ein wenig unschön aus, übereinander (breite Spalte, Textzitat, schmale Spalte) stört es den Lesefluss. Sollten Meinungskästen auf der linken Seite platziert sein, so ist der Meinungstext rechtsbündig (!) geschrieben. Es tut nicht nur in den Augen weh, es ist auch schwer zu lesen.

Ohne auf jedes einzelne Preview eingehen zu wollen wird man früher oder später auf ein Layoutelement stoßen, welches auch schon PC PowerPlay-Leser zur Weißglut getrieben hat: Ein riesiges Cynamite.de-Sternchen z.B. mit dem Hinweis auf noch mehr Infos, Videos und Bilder auf der Webseite; auf Entwicklertagebücher und auf Ersteindrücke zur PC-Version.

Auf Seite 50 mit dem Beginn der Wertungserklärung zeigen sich gemischte Gefühle auf. Einerseits freut man sich über das „50% = durchschnitt“-Wertungsniveau, andererseits sind Verlust von „Rating“ und „playKING“ zu beklagen. Stattdessen gibt es die übliche Spielspaßwertung im 100er System, sowie einen Einzel- und Mehrspielaward. Die Gestaltung erinnert an eine Web 2.0 Variante der DVD-Vision-Auszeichnung, die Namen sind powered by PlayZone.

Die Teamseite setzt bekanntes von play und OPM2 fort ohne Neuerungen zu bieten. Erwähnenswert ist höchstens noch der Hinweis auf den Hinweis, dass alles subjektiv auf diesen Seiten geäußert wird.

Die Tests bewegen sich zwischen sehr schlicht gestaltet (UEFA Champions League) und optischem Overkill (God of War II), enthalten teilweise auch die aus den Previews bekannten rechtsbündigen Meinungskästen, sowie die ebenfalls schnell nervigen „Zusatzinfos auf Cynamite.de“-Sternchen. Immerhin, es gibt nur einen Halbseiter, die restlichen Spiele bekommen min. eine.

Es folgt der Seviceteil. Von nun an sind Erscheinungstermine, Charts und Bestenlisten gebündelt und nicht mehr über das Heft verstreut.

Mit „online“ folgt eine neue Rubrik. Es wird erklärt, wie man mit der PS3 ins Internet kommt, zudem werden extrem knapp aktuelle Spiele des PlayStation-Stores vorgestellt und im 10er System bewertet. An der Doppelseite Hardware gibt es vielleicht von der Rubrikfarbe abgesehen nichts zu kritisieren.

Die aus OPM2 bekannte völlige Abgrenzung des PSP-Bereiches hat leider auch in play³ Einzug gefunden. Erfreulicher Weise wird man aber nicht mit 3 Seiten abgespeist, sondern bekommt satte 8 Seiten spendiert. Optisch ist er angenehm schlicht gehalten, die Kritikpunkte rechtsbündig und Cynamite-Sternchen will ich an dieser Stelle nicht noch ein drittes Mal breittreten.

Der Tipps und Tricks-Teil war in letzter Zeit sehr umstritten, aktuell besteht er nur noch aus einer Seite, auf der der Inhalt der PDF-Dateien auf DVD aufgelistet ist.

Community tritt für mich die Nachfolge des „Entertain me“ Bereiches an. Der PlayStation 3 Launch „Bericht“ zeigt zu 7/8 Bilder von Mola, Sido und Co. und besteht eigentlich nur aus der Aufzählung von Möchtegernstars. Eine weitere Seite wird verschwendet für die Vorstellung von Clubs auf cynamite.de, eine weitere für die Cynamitebestenlisten (User des Tages, bester Blog etc. pp). Leserbriefseite gibt es auch schon, hier wird das Nonsensgelaber von OPM2 fortgesetzt.

Letzter Teil des Heftes ist eine BluRay-Rubrik. Ähnlich „umfangreich“ wie auch der einstige DVD-Teil. Wer sich nur für Wertungen interessiert, wird damit glücklich werden.

Der König ist tot, es lebe der König? Wohl kaum. Wer die Seele in den letzten Monaten bei der play THE PLAYSTATION vermisst hat, wird weitertrauern müssen. Das Layout ist eine Fusion aus Textgestaltung der Games Aktuell und „schlicht, weiß, bunt“ OPM2. Soll heißen, es wird viel auf keine Hintergrundsbilder gesetzt, dafür werden die Tests viel mit Artworks und riesigen Screenshots gefüllt. Neue Elemente sucht man von den Nervigkeiten der Cynamitesterne abgesehen vergebens, ob Awardgestaltung oder Onlinerubrik, alles hat man schon mal irgendwo in Teils besserer Form bei der Konkurrenz gesehen. Spielereien fehlen von der Teamseite abgesehen gänzlich, der Communitybereich tendiert irgendwo zwischen Platzverschwendung und verarsche.

Beim Versuch ein Spieleheft für die bislang vernachlässigte Gruppe der älteren Spieler zu machen hat man komplett versagt. Mit den Leser siezen und eine kalte Distanz aufzubauen ist es bei weitem nicht getan. Kein Schritt vor, aber viele zurück.

Daten und Fakten:
Start: 18. April 2007
Erstausgabe: 05/2007
Verlag: CyPress GmbH
Segment: PlayStation-Magazin
Erscheinungsweise: monatlich
Copy-Preis: EUR 4,99 inkl. DVD
Chefredakteur : Stephan Girlich
Druckauflage: 115.000 Exemplare (Verlagsangabe)

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