PS3M – Interview mit Richard Löwenstein zum Heftlaunch

Diesen Mittwoch fällt das Monopol der play3 im Segment der PlayStation-Magazine. Zum bevorstehendem Launch von PS3M habe ich ein für euch ein Interview mit dem Chefredakteur Richard Löwenstein geführt. An der Beantwortung meiner Fragen hat sich zusätzlich Herausgeber Florian Petrich beteiligt.

Evil:
PS3M 11/2008Hallo Richard!
Gut ein Dreivierteljahr nach dem gamesTM-Start lesen wir uns nun wieder, diesmal zum Start eures PlayStation-Magazins „PS3M“.

Nun ist die PlayStation 3 schon eineinhalb Jahre auf dem Markt. Warum macht es so spät nach dem Konsolenlaunch noch Sinn ein neues Heft zu starten? Oder passt das Wort „erst“ in diesem Zusammenhang wohlmöglich sogar besser?

Richard Löwenstein:
Schön, gell?

Ja, womöglich passt das Wort „erst“ sogar besser. Einmal, weil natürlich mehr potenziellen Kunden am Start sind. Außerdem gesteht Sony der PS3 ja einen deutlich längeren Lebenszyklus zu als noch der Playstation 2. Wenn das wirklich so kommt, hätte die Konsole noch fünf bis sieben fruchtbare Jahre vor sich. Und PS3M also auch.

Florian Petrich:
Wir sind ja auch noch ein recht junger Verlag und haben deswegen auch noch ein paar Monate abgewartet. Denn wenn wir was machen wollen, dann richtig.

Evil:
360 Live und gamesTM nutzen jeweils die Layoutvorlagen englischer Hefte. Bei PS3M scheint dies nicht der Fall zu sein. Warum habt ihr euch gegen Imagines „Play“ und für einen eigenen Entwurf entschieden?

Richard Löwenstein:
Das ist richtig, wir arbeiten diesmal ohne Lizenz. Grund? Weil wir inzwischen ein Team aus Redaktion, Druckvorstufe und Organisation aufgebaut haben, die eine Lizenznahme nicht mehr unbedingt vorteilhaft erscheinen lassen. Das durch den Wegfall des Lizenzkaufs gesparte Geld können wir mittelfristig in unsere Leute und in die Heftausstattung investieren. Ach, und außerdem ist ja nicht ausgeschlossen, dass es auf redaktioneller Ebene dennoch eine Kooperation gibt. Im Übrigen hab ich bei Play – und allen anderen Playstation-Magazinen von der Insel – den Eindruck, dass sie sich nicht auf deutsche Verhältnisse übertragen lassen. Die arbeiten alle mit riesigen Bildern, mit sehr wenig Text. Das würde ich deutschen Lesern nicht zumuten wollen.

Evil:
Angekündigt ist PS3M mit 84 Seiten zum Preis von € 3,90. Damit liegt euer PlayStation-Magazin preislich jeweils über ihren Schwesterheften, jedoch bei gleicher Ausstattung oder sogar einem geringeren Umfang. Durch welche Inhalte rechtfertigt sich diese Preisdifferenz?

Florian Petrich:
Zunächst ist es ja so, dass wir in Monaten mit vielen Themen und vielen neuen Spielen den Umfang erhöhen, so gleich zum Start für die erste Ausgabe, die mit 100 Seiten erscheinen wird. Zweitens heben wir den Preis für gamesTM um vorsichtige 10 Cent an mit der nächsten Ausgabe, was hauptsächlich den höheren Papierkosten geschuldet ist. Beide Hefte kosten also 3,90 EUR. Und drittens können wir bei einem Heft für die Xbox 360 einfach nicht von der schönen Zahl 3,60 weg. Und das Allerwichtigste: Bei allen drei Heften kommt es uns auf die inhaltliche, journalistische Qualität an. Eine richtig spannende Seite ist uns deutlich mehr wert, als 10 halbherzige, optisch nicht ansprechende Peripherie-Themen.

Evil:
Play3 musste aufgrund des reduzierten Heftumfangs viel Kritik von mir einstecken, auch weil immer wieder Spiele nicht getestet werden. Wie handhabt ihr das, werden Naruto, Singstar und Co. bei euch ausselektiert oder getestet? Muss ich bedingt durch den Heftumfang auf Reportagen oder ähnliches verzichten?

Richard Löwenstein:
Wir wollen grundsätzlich schon alle Spiele testen. Aus einem „Buzz!“ kann durchaus eine covertaugliche Geschichte werden, so wie wir in der ersten Ausgabe von PS3M ja auch umsetzen. Und „Naruto“ ist doch toll! Es kann und wird allerdings passieren, dass hin und wieder, zum Beispiel im heißen Herbst, mal kein Platz für Reportagen bleibt. Grundsätzlich haben aber auch solche Geschichten ihren festen Platz im Magazin.

Florian Petrich:
Und wenn mal ein Spiel bei uns nicht auftaucht, dann eher deshalb, weil wir daran wenig Gutes und Berichtenswertes finden. Denn einfach nur eine Seite zu füllen wäre schade, wenn so viele wirklich spannende Games gründlicher gecheckt werden könnten.

Evil:
Beim Blick in die Leseprobe musste ich feststellen, dass Previews im 10er System mit 0,5er Abstufungen eingeschätzt werden. Ist das nicht Augenwischerei, wodurch wird eine so genaue Einschätzung gerechtfertigt?

Richard Löwenstein:
Sagen wir’s so: vom Gefühl her hat man als Gamer doch immer wieder mal den Eindruck, dass von zwei eigentlich fast gleichtollen Spielen das eine ja doch irgendwie, irgendwo ein bisschen mehr zündet. Zum Beispiel weil die Ladepausen kürzer sind. Nehmen wir mal an, Bioshock würde ohne Ladepausen auskommen. Dann hätte das Game ein paar Pünktchen hinter dem Komma mehr verdient. Aber vielleicht keine ganze Stelle vor dem Komma. Kurz gesagt: Wertungen mit Nachkommastellen lassen eine deutlich bessere Differenzierung zu, sie lassen sich außerdem gut auf das früher übliche und von vielen liebgewonnene 100-Prozent-Schema übertragen, und sind deshalb keine Augenwischerei. Das gilt für Tests, aber eben auch für Previews. Denn bitte nicht vergessen: für eine ganze Reihe von Previews liegen uns fast vollständige Versionen vor, die einen fast ebenso kompletten Eindruck machen wie Testmuster.

Evil:
Die PlayStation 3 spielt Filme auf Blu-ray ab. Wie umfangreich werdet ihr über Neuerscheinungen berichten oder gehören Filme gar nicht in ein PlayStation-Heft?

Richard Löwenstein:
Doch, gehören sie. Aber Blu-ray bildet sicher nicht den Schwerpunkt. Wir sprechen ein paar Empfehlungen aus.

Florian Petrich:
Wir werden sicher in regelmäßigen Abständen Specials zu den besten Filmen bringen. Aber in erster Linie geht es uns um Games und Gamer. Da wollen wir ein klares Profil.

Evil:
Du/dein, ihr/euer, man, Sie/Ihr. Aus welchen Gründen habt ihr euch für welche Leseransprache entschieden?

Richard Löwenstein:
Du. Gefühlssache. Ich mag die persönliche Anrede, weil sie bei speziellen Textformaten einen sehr dichten und intensiven Stil ermöglicht. Weil die meisten Kollegen in der Redaktion das ähnlich sehen, haben wir uns auf das „du“ geeinigt. Auch wenn der Schreibstil in PS3M grundsätzlich eher erwachsene bzw. anspruchsvolle Leser anspricht, glaube ich doch, dass sich Gamer im Herzen immer einen verspielten Kern bewahren. Um den anzusprechen, halte ich das „Sie“ für verkehrt.

Evil:
Momentan wächst die Auswahl an Videospieleheften wieder stärker. Von Heften für einen Euro bis hin zu rund 10 Euro ist alles dabei. Warum sollte ich nun zu PS3M greifen, was sind eure Alleinstellungsmerkmale? Ich möchte an dieser Stelle nicht das Schlagwort „Emotionaler Schreibstil“ hören, das kann ich auch vom Dummycover des Heftes ablesen.

Richard Löwenstein:
Der Schreibstil ist mir aber ein sehr wichtiges Merkmal, sorry, deswegen muss ich’s nochmal erwähnen. Ich glaube nämlich tatsächlich, dass PS3M vor allem deshalb lesenswert ist, weil wir das Gefühlserlebnis über unsere Wortwahl direkt ins Hirn des Lesers injizieren. Klingt doof, ist aber so. Dann arbeiten wir mit einer von großen Geldgebern unabhängigen, jahrelang erfahrenen Redaktion, die sich mit allen Genres und Plattformen bestens auskennt. Wir können gute von schlechten Spielen verlässlich unterscheiden, und die entscheidenden Merkmale auch rüberbringen. Naja, und außerdem ist PS3M hoffentlich hübsch anzuschauen und durch überzeugende Bilder geprägt. Beim Design hat unser Art Director Igor Clukas gute Arbeit geleistet, finde ich. Dazu kommen einige exklusive Ausstattungs-Merkmale – Themen, Analysen, großer Community-Bereich etc.

Florian Petrich:
Ganz wichtig ist die Glaubwürdigkeit. Bei uns sind Leute am Start, denen man ihr Urteil abnimmt, mit denen man diskutieren kann, die im Forum unterwegs sind. Die ihre ehrliche Meinung wiedergeben. Das mag zwar nicht jeder Spiele-Publisher immer schön finden, aber letztlich schafft es Vertrauen bei den Lesern und damit auch ein optimales Umfeld für Anzeigen.

Evil:
Da DVDs langsam wieder den Eindruck erwecken unattraktiver für Käufer zu sein, müssen diese durch etwas Anderes (Große Poster, Aufkleber, Schlüsselbänder etc.) kompensiert werden oder reicht das „pure“ Heft inzwischen auch aus?

Richard Löwenstein:
Also, ich neige dazu, mein eigenes Verhalten auf andere Menschen zu übertragen. Und ich habe wirklich noch NIE ein Heft nur wegen irgendeines Gimmicks gekauft. Sondern immer wegen der Inhalte, der Bilder und der Texte. Bei 360 Live und gamesTM haben wir durch Konzentration auf das Wesentliche schon eine sehr treue Stamm-Leserschaft aufbauen können. Warum sollte das also bei PS3M nicht funktionieren? Was nicht heißen soll, dass wir nicht doch irgendwann ein Schlüsselband beilegen. Oder vielleicht auch mal was wirklich praktisches.

Florian Petrich:
Ich glaube viel zu sehr ans Internet, als dass wir hier Experimente mit einer Art Mini-Offline-Web machen müssten. Auf ps3m.de gibt’s massig Multimedia, echte Interaktivität und vor allem sind wir dort mit Sicherheit schon zwei Schritte weiter, als auf DVD, die ja lange vorproduziert werden muss.

Evil:
Mundpropaganda, Spots auf Giga, ein glänzendes Cover – was kommt von eurer Seite, damit man vom Erscheinen von PS3M auch erfährt bzw. das Heft ab dem 22.10 am Kiosk wahrnimmt?

Florian Petrich:
Klar, das schönste sind für uns immer glückliche Leser, die von ihrem neuen Lieblingsheft erzählen und ihre Freunde für uns begeistern. Aber wir unterstützen das in der Tat mit Spots auf Giga und MTV, mit Medienkooperationen, arbeiten eng mit einer ganzen Reihe von Händlern zusammen, die PS3M promoten. Und wir werden sehr präsent im Internet sein.

Evil:
Vielen Dank an euch beide für das Gespräch.

Daten und Fakten:
Start: 22. Oktober 2008
Erstausgabe: 11/2008
Verlag: Airmotion GmbH
Segment: PlayStation-Magazin
Erscheinungsweise: monatlich
Copy-Preis: EUR 3,90
Chefredakteur: Richard Löwenstein
Druckauflage: 60.000 Exemplare (Verlagsangabe)
Webseite: PS3M

11 Antworten zu „PS3M – Interview mit Richard Löwenstein zum Heftlaunch“

  1. toitoi sagt:

    Nettes Interview!

    Wurde die Redaktion inzwischen eigentlich mal aufgestockt, oder arbeitet die gleiche Anzahl Mitarbeiter inzwischen an drei Heften?

    Und: Wie laufen deine Interviews eigentlich ab?
    Schickst du einen Fragenkatalog an Richard und co. oder läuft das über IRC o.ä. oder wie oder was? 🙂

  2. Evil sagt:

    Die Redaktionen hab ich jetzt nicht Mitglied für Mitglied verglichen, schaut auf den ersten Blick aber gleich aus.

    Die Fragen kommen per Mail. Ich kann von außen immer so schlecht sehen, wann die Beantwortung am besten passt und dann geht’s so am einfachsten für beide Seiten.

  3. Falconer sagt:

    Evil, wie immer: Top-Interview!

  4. DosKanonos sagt:

    „Zunächst ist es ja so, dass wir in Monaten mit vielen Themen und vielen neuen Spielen den Umfang erhöhen, so gleich zum Start für die erste Ausgabe, die mit 100 Seiten erscheinen wird. Zweitens heben wir den Preis für gamesTM um vorsichtige 10 Cent an mit der nächsten Ausgabe, was hauptsächlich den höheren Papierkosten geschuldet ist. Beide Hefte kosten also 3,90 EUR.“

    Ist es okay, wenn ich das auf meinem Forum mit Quelle zittiere?

    Ansonsten tolle Arbeit Evil!

  5. Evil sagt:

    Nein, ist es nicht. Keiner der in meinem Blog veröffentlichen Inhalte dürfen auch nur Auszugsweise an anderer Stelle veröffentlicht werden.

    Und was ist daran nicht zu verstehen, dass ich hier nie wieder etwas von dir lesen will?

    Hau endlich ab und lass mich in ruhe oder muss ich erst zu einem Anwalt rennen?

  6. Don Fishli sagt:

    Mal was zum Schreibstil: Den finde ich bei GamesTM besonders in de Previews zu sehr auf das Spielgeschehen bezogen. Damit meine ich dass jede Aktion beschrieben wird, fast wie in einer Komplettlösung. Da kommt man meistens gar nicht mit, wenn man keine Ahnung vom Spiel hat.

  7. xsgamer sagt:

    Ui, das der Herr Löwernstein jetzt 3 Magazine leitet… dem stehe ich aber eher kritisch gegenüber.
    Langsam aber sicher wird der Verlag mein Liebling, die Phillosophie von denen gefällt mir durchaus 😉

  8. Tim sagt:

    Konkurrenz wird vor allem den Computec Heften hoffentlich gut tun 😉

  9. Rodon sagt:

    Das oben abgebildete Cover finde ich gelinge gesagt bescheiden, aber es war ja zu lesen, dass es nur ein Dummycover ist. Mittwoch werde ich mal reinschauen, wenn ich mir die PCA kaufen werde.

  10. Evil sagt:

    Es sieht zwar fast so aus, wie das Dummy-Cover, aber das oben gezeigte ist das finale Cover.

  11. Ich glaub,ich muß hier jetzt öfter mal vorbeischauen.

    Kompliment an Evil.

    Und ein klasse Interview.

    weiter so.

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