PlayBlu – Interview mit Martin Mirbach zum Heftlaunch

Die Familie ist wieder komplett. Am 19. November erscheint bei LiveEmotion wieder ein PlayStation-Magazin. Zum bevorstehenden Heftlaunch hat sich Redaktionsdirektor Martin Mirbach für ein Interview zur Verfügung gestellt.

Evil:
Hallo Martin,
freut mich, dass du dich bereit erklärt hast für ein kleines Interview zur Verfügung zu stehen.

Sowohl 1998 mit PowerStation als auch Ende 2003 mit Play Games – ihr habt nicht vom Start weg ein Heft für die Sony-Konsolen gemacht. Nun betretet ihr quasi wieder als letztes den Ring. Ist die Gefahr nicht groß, dass sich die Mitbewerber schon etabliert haben und für euch kein Platz mehr ist?

Martin Mirbach:
PlayBlu 01/2009Bei nur einem etablierten Mitbewerber im Marktsegment halte ich dieses Risiko für sehr vertretbar. Richard Löwensteins PS3M ist ja ebenfalls ganz frisch geschlüpft und wird sich ihre Leserschaft ebenso wie PlayBlu erst noch verdienen müssen. Als verhältnismäßig kleines Verlagshaus können wir es uns einfach nicht leisten, möglichst früh in den Markt einzusteigen und mit großen Expektanzen zu leben, sondern müssen abwarten, bis die installierte Hardwarebasis unsere Neuerscheinung zu tragen verspricht. Die PlayBlu-Schwesterzeitschrift Xbox Games hatten wir ja ebenfalls deutlich nach dem Launch der Konsole gebracht und das Magazin läuft nun schon seit fast sechs Jahren sehr gut.

Evil:
In den Anfangsjahren waren eure Hefte ziemlich bunt und haben auf englische Lizenzen aufgebaut. Im Laufe der Zeit seid ihr nicht nur eigene Wege bei den Layouts gegangen, sondern habt euch auch vom farblichen Konzept in eine ganz andere Richtung bewegt. Hat sich eure Zielgruppe verändert oder aus welchem Grund setzt ihr mittlerweile auf komplett weiße Hintergründe und eine blassere Farbwahl?

Martin Mirbach:
Die englischen Lizenzen von Paragon Publishing haben wir schon Ende der 90er Jahre nicht mehr genutzt, das ist also sehr lange her. Damals waren sie für uns ein verhältnismäßig leichter und natürlich kostengünstiger Start. Wir haben aber einsehen müssen, dass der deutsche Markt ganz anders tickt und die Leser andere Vorlieben pflegen. Die weißen Hintergründe sind dafür ein Paradebeispiel. In dieser Hinsicht sind unsere Leser erstaunlich konservativ, ihnen geht Lesbarkeit über alles. Das erfährst du aber erst nach einigen Leserbefragungen und Fokusgruppenstudien. Oder durch Aktionen wie „Pimp your XBG!“, bei denen die Leser direkten Einfluss auf das Heftkonzept haben. Gerade in der aktuellen Xbox Games haben wir ja wieder die meist genannten Änderungswünsche umgesetzt. Man könnte also sagen, dass wir ständig versuchen, unsere Magazine am Leser zu justieren.

Evil:
Erzähl mir ein bisschen was zum Heftkonzept der PlayBlu. Hab ich bei dem Untertitel „Das Magazin für PlayStation 3 und Blu-ray“ eine Art Hybrid-Heft zu erwarten, also in etwa zu gleichen Teilen PlayStation 3-Magazin und Blu-ray-Magazin oder wie darf ich mir die Gewichtung vorstellen? Wie viel Platz bekommt außerdem Sonys PSP eingeräumt?

Martin Mirbach:
Die PlayStation 3 ist ein sehr guter Blu-ray-Player, in zahlreichen Audio-/Video-Zeitschriften führt sie als solcher sogar die Referenzlisten an. Viele PS3-Besitzer nutzen ihre Konsole intensiv für klassisches Home Entertainment oder zur Medienverwaltung. Und wer die Ressourcen seiner PS3 wirklich ausschöpfen will, braucht ganz einfach das ordentliche Boxenset und das FullHD-TV. Das sind Tatsachen, an denen wir nicht vorbei können und ich wundere mich schon etwas, dass sie von unseren Mitbewerbern kaum oder gar nicht berücksichtigt werden. Den in Deiner Frage formulierten Widerspruch zwischen „PlayStation 3-Magazin“ und „Blu-ray-Magazin“ finde ich seltsam konstruiert. Die PS3 ist ein Blu-ray-Player, deswegen muss ein PS3-Magazin auch ein Blu-ray-Magazin sein.

Was heißt das für unsere Leser? Neben dem klassischen Konsolenzubehör testen wir in jeder Ausgabe auch ausgewählte Home-Entertainment-Produkte, die in preislich und funktioneller Hinsicht für unsere Leser interessant sind. Das können FullHD-LCDs sein oder AV-Receiver, 5.1-Lautsprechersets oder Surroundkopfhörer. Und wir sagen ganz konkret warum wir ein vorgestelltes Produkt für Spieler empfehlen bzw. bei welchen Spielen es seine Stärken ganz besonders ausspielen und das Spielerlebnis vertiefen kann. Von der Gewichtung bleiben wir aber eindeutig ein Games-Magazin. Die „Bluware“-Strecke ist mit unter 20 Prozent Heftanteil ein interessantes Extra – ebenso wie der PSP-Testteil, den wir je nach Anzahl der Neuerscheinungen mit maximal zehn Seiten gewichten.

Evil:
Play3 hat eine DVD, PS3M wirbt mit emotionalen Schreibstil und einem großen Community-Bereich für sich. Was zeichnet PlayBlu aus, warum sollte ich gerade zu eurem Heft greifen, wenn ich schon ein anderes PlayStation-Magazin lese?

Martin Mirbach:
Gegen ein Magazinkonzept mit Datenträger hatten wir uns schon beim Start von Xbox Games entschieden. Zu Recht, wie die Zeit gezeigt hat. Hier sind ja sämtliche ehemaligen Mitbewerber mit Heft-DVD längst wieder verschwunden. Wie kann ich die Produktions- und Distributionskosten einer DVD an den Leser weitergeben, wenn er die Inhalte früher und/oder kostenlos online findet? Und einen „emotionalen Schreibstil“ halte ich für eine ganz schwache USP. Hey, wir schreiben über Games, über unser Hobby und unsere Leidenschaft. Dass wir das emotional und mit Herzblut machen, ist doch wohl klar. Wir möchten uns durch unsere Themenauswahl unterscheiden, durch die Kompetenz der Redaktion und durch unseren Stallgeruch. Wer das Wii Magazin oder Xbox Games mag, wird auch PlayBlu mögen. Das ist ja immer auch ein Frage des (guten) Geschmacks 😉 Und das beste Preisleistungsverhältnis haben wir mit 3,50 Euro für 124 Seiten auch noch!

Evil:
Kommen wir zu einem Punkt, der mir auf dem Cover sauer aufgestoßen ist: 01/2009 Dezember/Januar. Nein, mir geht es nicht um die falsche Ausgabennummerierung. PlayBlu kommt also nur sechs mal im Jahr und soweit ich die Terminliste im Kopf hab, auch noch in unregelmäßigen Abständen. Wie wollt ihr unter solchen Bedingungen mit der Aktualität der Mitbewerber mithalten? Euer letztes monatliches Magazin kam 2003 – besteht da überhaupt eine Chance, dass ihr wieder ein Heft im monatlichen Rhythmus produziert?

Martin Mirbach:
Die Ausgabennummerierung ist schon korrekt so, außerdem wird sie ja vertrieblich vorgegeben. PlayBlu wird sechs Mal jährlich erscheinen und zwar nicht ganz in regelmäßigen Abständen, also zum Beispiel nicht immer am ersten Mittwoch eines ungeraden Monats. Das ist kein Problem, wir halten es mit Xbox Games und Wii Magazin seit Jahren genauso. Und was die Aktualität betrifft, mit wem konkurrieren wir denn in dieser Hinsicht überhaupt? Mit anderen Printmagazinen oder mit Online-Publikationen? Letztlich bestimmen nur unsere Leser, in welchem Rhythmus ein Heft erscheint. Würden die Abverkäufe im zweiten Angebotsmonat spürbar absacken, müssten wir natürlich reagieren. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall, also scheint die Aktualität zumindest für die meisten Leser nicht das entscheidende Kaufkriterium zu sein.

Evil:
Im Internet seid ihr nur sehr zögerlich vertreten. Ok, ich sehe den Vorteil, dass nicht schon die Hälfte der Artikel umsonst auf der Webseite verschleudert werden, bevor man das Heft überhaupt am Kiosk erwerben kann. Aber entgehen euch nicht dadurch zahlreiche potenzielle Käufer?

Martin Mirbach:
Du weißt ja aus unserem angeregten Mailwechsel, dass ich auf dieses Thema sehr gern anspringe. Hier will ich es aber ganz kurz machen. Es gibt einige Games-Portale da draußen, die ich richtig gut finde. Die Online-Auftritte unsere Mitbewerber im Printmarkt können da meiner Meinung nach nicht mithalten. Und wir könnten es auch nicht. Also konzentrieren wir uns auf das, was wir besser können, unsere Hefte. Ob uns dadurch Einnahmen in einem anderen Geschäftsfeld entgehen? Sehr gut möglich. Ob wir dadurch ein einziges Heft im Einzelhandel weniger verkaufen? Sicher nicht, allenfalls Abos lassen sich online recht gut generieren.

Evil:
Zum Abschluss würden mich noch zwei Dinge interessieren.
1. Wie wollt ihr PlayBlu bekannt machen? Ein paar Eigenanzeigen in Wii Magazin und Xbox Games werden da kaum reichen. Sind zur Einführung an den Bahnhöfen Sonderplatzierungen gebucht, wird das Heft im Umfeld von Giga Games beworben, gibt es Kooperationen mit Spielehändlern oder hofft ihr schlicht, dass die Mund zu Mund-Propaganda der LiveEmotion-Fans es richten wird?
2. Ich sehe in euren Heften häufig kaum klassische Anzeigen. Muss ich mich vor „redaktionelle Specials“ (Advertorials) fürchten oder liegt es schlicht am geringen Werbeanteil eurer Magazine?

Martin Mirbach:
1.) Die Erstausgabe wird im Regal auffallen, dafür haben wir natürlich gesorgt. Anzeigen-Koops wird es mit einigen auflagenstarken und zielgruppenrelevanten Magazinen etwa aus dem Tuning- oder Sportbereich geben. Handelskooperationen und Sonderplatzierung laufen mit dem EVT der zweiten Ausgabe Mitte Januar richtig an. Mehr möchte ich aber noch nicht rauslassen.
2.) Natürlich, wenn du die Vorjahresausgaben mit den aktuellen Ausgaben vergleichst, ist der Anzeigenanteil deutlich zurückgegangen. Das liegt ganz einfach daran, dass Michel Kieselstein, unser früherer Geschäftsführer und Anzeigenleiter, endgültig ausgeschieden ist, nachdem er uns so lange wie möglich konsultarisch unterstützt hat. Seine neue Tätigkeit lässt ihm dazu leider keine Zeit mehr. Und sein in über 15 Branchenjahren aufgebautes Netzwerk lässt sich nun mal nicht ad hoc übertragen oder ersetzen. Wir sehen aber bereits eine positive Entwicklung und haben weitere Maßnahmen eingeleitet, die diesen Trend nachhaltig stabilisieren werden. Du wirst sicher an dieser Stelle darüber berichten, wenn es soweit ist. Vor redaktionellen Specials oder Advertorials brauchst du dich nicht zu fürchten, warum auch? Muss ja nicht unbedingt schlecht sein, manchmal kommt man dadurch sogar an Hintergrundinformationen, die sonst nicht zugänglich wären. Wir machen so etwas aber sehr selten. Und wenn, dann macht es Sinn und ist natürlich entsprechend kenntlich gemacht.

Daten und Fakten:
Start: 19. November 2008
Erstausgabe: 01/2009
Verlag: LiveEmotion
Segment: PlayStation-Magazin
Erscheinungsweise: 6x jährlich
Copy-Preis: EUR 3,50
Redaktionsdirektor: Martin Mirbach
Druckauflage: 70.000 Exemplare (Verlagsangabe)

4 Antworten zu „PlayBlu – Interview mit Martin Mirbach zum Heftlaunch“

  1. Don Fishli sagt:

    Sympathisches Interview. Bist ja scheinbar mit Herrn Mirbach schon per Du. 😉

    Über die Aktualität und Erscheinungsweise stimme ich ihm zu, das Internet ist einfach schneller und monatlich bräuchte ich eigentlich auch nicht (liegt wohl aber mehr daran, dass ich zuviel lese…).

    Wobei ich mich schon frage, ob jemand wirklich, im Falle des Besitz der 3 Konsolen, alle Hefte vom Verlag kaufen würde… Also das wäre mir vom Schreibstil zu einseitig, ein Grund, warum ich die Xbox Games auch nicht mehr kaufe (mal abgesehen von den zu vielen Ego-Shooter-Tests, aber dafür kann ja das Mag nix).

    Als Internetseite würde ich zumindest einfach eine Seite und ein Forum anbieten. Es müssen ja keine News sein, aber ganz ohne Online-Unterstützung halte ich einfach nicht mehr für zeitgemäß.

  2. Evil sagt:

    @Don Fishli:
    Ich habe fest damit gerechnet, dass du dich auf diesen Eintrag melden würdest 🙂

    Ein kleines Forum oder ein Blog, in dem hin und wieder ein paar Leseproben und kurze Infos zum Heft veröffentlicht werden, würde ich auch für sehr sinnvoll halten. Zumal das wirklich nur mit Kosten in Taschengeldhöhe und minimalem Zeitaufwand verbunden wäre.

    Nu gut, so bekomm ich eben die Besucher, die nach „PlayBlu“ suchen, hat auch was für sich *g*

  3. Falconer sagt:

    Evil, wieder ein schönes Interview. Die Playsi-Hefte-Welle rollt. Bin gespannt auf PlayBlu. Auch ich bin der Meinung, dass man dem Magazin zumindest ein Forum spendieren sollte. Ein Spiele-Magazin ohne Community… eigentlich undenkbar heutzutage. Kein Mensch verlangt, dass der Verlag eine grandiose Internet-Plattform bauen muss. Aber ich will Austausch mit den Lesern und (wenn möglich) der Redaktion. Unter Gamern eine ganz wichtige Sache. Hoffentlich ändert LiveEmotion hier bald mal seinen verkrusteten Standpunkt. Zeit wird es! Ansonsten wünsche ich den Verantwortlichen viel Erfolg. Die neue Situation treibt hoffentlich alle drei Konkurrenzmagazine zu guter Qualität. PlayStation-Zocker dürfen sich freuen.

  4. Industro sagt:

    Also ich arbeite im Presse-Großhandel und habe die Möglichkeit, sämtliche Magazine in meinen Pausen zu lesen. Dass ich mir eine Zeitschrift gekauft habe, ist schon zig Jahre her. Nach den ersten 10 Seiten war für mich klar: Playblu ist gekauft. Ein wirklich außergewöhnlich gut gemachtes Magazin, dass sich hoffentlich am POS durchsetzen wird. Würde es den Machern gönnen.

    So lange mit der Publikation zu warten, bis auch eine relevante Anzahl an Neuerscheinungen, sowohl an Spielen, als auch BluRay´s, verfügbar ist, war jedenfalls nur konsequent und richtig (die Mitbewerber haben da doch einigen Kredit verspielt…).

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