Archiv für November 2009

Blätterwald #25 vom 27. November 2009

Computec:

13/2009 – Außer Spesen, nichts gewesen
Es hätte alles so schön sein können, Computec schiebt bei der PC Games ein 13. Heft ein und im Zuge dessen korrigiert man auch bei den anderen Heften die Nummer gleich mit, sodass Dezember auch Dezember ist und sich nicht Januar oder gar Februar nennt. Nach PC Games und PC Action sollte sich dies auch bei den Konsolenhefte fortsetzen, play3 13/2009 – denkste. Obwohl sie angekündigt war, kommt sie nicht.

Statt die Nummer irgendwie zu vereinheitlichen herrscht leider nun das völlige Chaos. Beispiel gefällig?

Der Januar der play3 beginnt am 02. Dezember, der Januar der PC Action am 09. Dezember, der Games Aktuell Januar am 16. Dezember, der PC Games Januar am 23. Dezember und der PC Games MMore Januar am 30. Dezember.

Vetriebstechnische Gründe hin oder her: Das ist absoluter Unfug und schafft keinerlei Klarheit, was eigentlich aktuell ist und was nicht.

Computec EVTs 2010:

2010 ändert sich auch der ein oder andere Erstverkaufstag, gewohnte Termine sind daher aus dem Kopf zu streichen.

Games Aktuell: Bereits in diesem Jahr sind die Erscheinungstermine stellenweise Achterbahn gefahren, 2010 gilt folgendes: Das Heft erscheint zukünftig immer am dritten Mittwoch des Monats, nicht mehr am vorletzten Mittwoch des Monats.

Games and More: Zukünftig gibt es nur noch zwei monatliche Ausgaben, nämlich im November und Dezember – wohl um vom dortigen Anzeigengeschäft profitieren zu können. Von Januar bis Oktober kommt das Heft alle zwei Monate, jeweils am ersten Mittwoch.

PC Games MMore: Bisher war jeder letzte Mittwoch eines Monats der Tag des World of Wacraft-Heftes. Ab März 2010 wird der EVT dauerhaft um eine Woche vorgezogen. Nebeneffekt der Aktion, man erscheint zukünftig zwei Tage vor GameStar World of Warcraft. Die verkaufte Auflage wird jetzt mit 70.000 Exemplaren angegeben, zuvor wurden noch 75.000 angegeben.

X3: Entgegen bisheriger Erwartungen bleibt uns das Magazin auch nächstes Jahr erhalten. Nach einer längeren Pause erscheint X3 dann ab März zweimonatlich. Der EVT wird um eine Woche vorgezogen. X3-Tag ist dann jeweils der zweite Mittwoch eines ungeraden Monats, am Preis von € 4,99 für 100 Seiten ändert sich nichts.

Weitere Computec-News:

Neue Heftformate
Computec Media wechselt bei elf ihrer 13 Publikationen das Heftformat aus. Aus DinA4 mit den Maßen 210x297mm wird das Format 210x280mm. Die Umstellung beginnt im Februar zunächst bei PC Action, Games Aktuell, Buffed, N-Zone, PC Games und PC Games MMore und wird im März bei Play3, PC Games Hardware, Games and More, Widescreen Vision und X3 fortgesetzt.

Wechsel in der Buffed-Chefredaktion
Heinrich Lenhardt hatte seinen Abgang ja bereits angekündigt, nur die Nachfolge stand bislang nicht fest. Ab Ende 2009 übernimmt Computec Urgestein Alexander Geltenpoth das Printruder von Buffed.

Neues Play3-Sonderheft
Hype lass nach. Assassin’s Creed 2 ziert dieser Tage nicht nur unzählige Titelseiten, sondern wird am 2. Dezember auch mit einem eigenen Sonderheft bedacht. Das gute Stück mit der Nummer 01/2010 wird € 6,99 kosten und eine DVD beinhalten.

PC Games weiter auf Free2Play-Trip
Nach dem das Onlinespiel Runes of Magic seit einem halben Jahr erfolgreich mit einem Sonderheftbedient wird, legt Computec nach. Ab dem 2. Dezember ist ein PC Games-Sonderheft (PC Games Bestseller) zum Spiel 4Story im Handel. Auch hier beträgt der Preis € 6,99.

Wechsel des Aboservices
Computec wechselt den Aboservice, anstelle von CSJ darf nun dpv ran. Das äußert sich in zweierlei Dingen. 1. ist der Aboservice nun endlich länger zu erreichen und 2. wird die Münchener Nummer leider gegen eine 01805er-Servicehotline ausgetauscht.

IDG:

Nichts Neues in München
Die Mediadaten für 2010 sind da und was hat sich getan? Nichts. Sowohl bei GamePro als auch bei der GameStar bleibt alles beim Alten. EVTs, Anzeigenpreise und Heftnummern. Ende Dezember wird es also wieder eine GameStar 02/2010 – Januar geben. Es wäre auch zu schön gewesen…

Live Emotion:

Nichts Neues in Bochum
Die Mediadaten lassen zwar noch auf sich warten, im aktuellen Wii-Magazin gibt es aber bereits die Terminplanung der Hefte für 2010 zu begutachten. Es ändert sich auch hier nichts. Wii Magazin und Xbox Games ziehen weiterhin ihre sieben Ausgaben pro Jahr durch, PlayBlu bleibt bei sechs kleben und darf erneut für dreieinhalb Monate Sommerpause machen.

Weitere Verlage:

gamesTM wird eingestellt
Ausgabe 01/2010 ist die vorerst letzte Ausgabe, das Heft konnte leider nie besonders viele Käufer überzeugen und ließ sich jetzt nicht mehr halten. Die letzte Ausgabe erscheint am 2. Dezember. Passend dazu der Thread im gamesTM-Forum.

Gamefront erhöht Preis
Nach Jahren der Preisstabilität ist mal wieder eine Erhöhung fällig. Mit der nächsten Ausgabe, die bereits im Dezember kommen soll, kostet das Heft dann € 6,50 statt € 4,90. Versprochen wird zudem endlich wieder mehr Ausgaben zu produzieren.

Auflagenzahlen ConsolPlus/GamersPlus III/09
Sofern kein Fehler beim erstellen der Auflageninfo passiert ist, denn die verkaufte Auflage ist nach Verlagsangabe unverändert:
ConsolPlus: verkaufte Auflage -> 20.318 (+/- 0 gegenüber II/09)
GamersPlus: verkaufte Auflage -> 21.985 (+/- 0 gegenüber II/09)

Heruntergegangen ist auf alle Fälle die Druckauflage. Bei ConsolPlus sind es nun 58.540 Exemplare, bei GamersPlus sollen es 57.326 sein.

Auflagenzahlen Games4Girls
Verkaufzahlen zur Games4Girls sind da, von den 89.958 gedruckten Exemplaren will man 35.766 abgesetzt haben

Quelle: Verlagsangabe

Game Master kommt ab Juli 2010 früher
Ab Juli 2010 zieht Panini langsam, aber sicher den Erscheinungstermin vor. Ende vom Lied, statt wie bisher zwischen drittem und vorletztem Mittwoch eines Monats zu pendeln wandert der EVT nach vorne, der Januar 2011 wird letztlich am 8. Dezember beginnen.

Neues Entertainmentheft »Big Picture«
Der Titel erscheint erstmalig am 3. Dezember zum Preis von € 2,99. Chefredakteurin ist Susanne Rieger, die zuletzt beim DVD Magazin war. »Big Picture« berichtet über Kino, Blu-rays, DVDs und Spiele. Eine Teaserwebseite gibt bereits einen Einblick auf das Cover.

GEE-Auflage
Auch vom Hamburger Spieleheft gibt es frische Mediadaten. Dort wird die gedruckte Auflage mit 32.320 Exemplaren angegeben, die verkaufte Auflage soll 22.820 Exemplare betragen.

Lesetipps:

Der nächste Eintrag wird eine neue Rubrik im Magaziniac.Blog.

Angesehen: PlayBlu 01/2010

LiveEmotions PlayBlu ist am heutigen Tage ein Jahr alt geworden, Zeit dem Heft einen Kontrollbesuch abzustatten.

PlayBlu 01/2010Dieser Tage gibt es eigentlich nur zwei Themen, Modern Warfare 2 und Assassin’s Creed 2. Letzteres zierte bereits einige Titel (gamesTM, Games and More, PC Games), wird noch weitere zieren (Play3 Sonderheft 01/2010) und ist auch auf der aktuellen PlayBlu vertreten. Damit fällt die Titelstory zwar nicht sonderlich innovativ aus, ist aber zumindest ansehnlich und zieht nach zwei völligen Griffen ins Klo zumindest wieder die Coverbilanz wieder ins Positive. Denn bei LiveEmotion scheint es nur zwei Extreme zu geben: Entweder ist das Cover ganz hübsch und vorzeigbar in der Öffentlichkeit oder es ist so abgrundtief hässlich, dass man es selbst Mitte der 90er gut vor Zuschauern versteckt hätte. Ob hübsch oder hässlich, als Posterbeilage gibt es immer zufällig das Spiel, das auch Covermotiv ist.

Wenig Anzeigen…

Als Grafiker möchte man in der Weihnachtszeit im Normalfall das Anzeigenteam zum Mond schießen, sei es aufgrund irgendwelcher Sonderformate, die eigentlich jedes Layout sprengen oder einfach nur aufgrund der Tatsache, dass es für viel zu viele Anzeigen viel zu wenig Seiten gibt. Dieses Luxusproblem hat die Grafik bei LiveEmotion wahrlich nicht. Während die play3 diesen Monat unter 28 Anzeigenseiten geradezu zusammenbricht, herrscht bei der PlayBlu gähnende Leere. Eine Drittelseite von einem Gameshop, zwei Viertelseiten Namco-Bandai-Gewinnspiel und eine ganze Seite Tekken (auch Namco-Bandai), das ist alles, was sich an Werbung im Heft befindet. Dazu kommt dann noch Sacred 2 auf der letzten Umschlagsseite und die vermutlich auf einem Gegengeschäft beruhende Panini-Books-Anzeige auf der U3. Da mag der im Interview von Martin Mirbach erwähnte Abgang des ehemaligen Anzeigenleiters Michel Kieselstein noch so schmerzhaft sein, irgendwann muss diese Phase auch mal überwunden sein. Zumindest für Außenstehende drängt sich hier die Frage auf, was die Anzeigenabteilung eigentlich so den lieben langen Tag treibt und wie eigentlich Kohle reinkommt, denn zumindest sichtbar ist an Werbung kaum etwas da und der niedrige Heftpreis von € 3,50, der im Jahre 2002 eingeführt und seit dem im Prinzip nicht mehr verändert wurde, kann es auch nicht sein.

Wenig „Aktuelles“…

Der Heftaufbau der PlayBlu bleibt klassisch. Drittelseite Editorial + 3 Doppelseiten „Heißmacher“ aufs Heft. Es folgen Newsschnipsel, Erscheinungstermine und ein Alibi-Feature, bevor ein paar Previews kommen. Aufgrund der Erscheinungsweise nimmt PlayBlu leider kaum an der Vorberichterstattung teil, längere Previews sind eher die Ausnahme, als die Regel.

Wenig Augenschmaus…

Jeden Monat steht man in der Grafik, zumindest bei den Toptiteln, vor der schweren Aufgabe, mit welchen schönen Artworks die Artikel ausgeschmückt werden sollen. Normalerweise, denn bei PlayBlu bzw. LiveEmotion im allgemeinen, hält man nicht viel von pompösen Artikeleinstiegsseiten, selbst die Titelstorys bleiben trist und viele Gestaltungsoptionen verstreichen ungenutzt. Wovon man allerdings viel hält, ist das Auge des Lesers mit Füßen zu treten. Gewiss, es ist bestimmt nicht leicht eine Heft, wie die PlayBlu zu setzen. Denn Extrakästen, Bilder und Fließtext alle zwei Monate so Konsequent entgegen jedem ästhetischen Empfinden anzuordnen bedarf einer Menge Übung. Es auch nicht die Ausnahme, dass eine Zeile so stark zusammengestaucht aussieht, dass kaum noch Wortabstand vorhanden ist oder Löcher von der Größe eines Fußballfeldes im Blocksatz sind, es ist die Regel.

„Warum nur?“ Diese Frage brennt mir schon seit langem auf der Seele. Bevor dieses vermeintlich tolle Einheitslayout kam, waren die Hefte zwar auch schon optisch keine Überflieger, aber zumindest konnte man sie sich anschauen, ohne völlig die Krise zu bekommen.

Sinn und Zweck eines Artikellayouts kann es doch nicht sein, dass ich die Seite so schnell, wie nur irgend möglich zu Ende gelesen bekommen, weil ich das Leiden nicht länger ertragen kann. Versteht mich nicht falsch, ich mag die Hefte vom Inhalt her, aber die Artikelaufmachung ist einfach unerträglich.

Wenig nachvollziehbare Neuerungen…

Es ist nun auch nicht so, als würde das Heft konsequent auf der Stelle treten und sich gegen jede Veränderung zur Wehr setzen, das ist keineswegs der Fall. Warum bestimmte Dinge aber eingeführt werden, lässt sich nicht nachvollziehen. Da wären z. B. die sporadisch auftretenden Tests des Monats, die auf der zweiten Umschlagsseite beginnen. Was soll ich mit einem Test als Hefteinstieg? Oder warum wird „auf vielfachen Leserwunsch“ ein Tipps und Tricks-Teil mit einem Umfang von neun Seiten eingeführt, wenn nach eigenen Angaben gerade mal 3% der Leser sich noch für diesen interessieren? In diesem Zusammenhang bedenken: Es erscheinen nur sechs Ausgaben pro Jahr, die Sommerausgabe liegt dreieinhalb Monate im Handel. Nach Abzug des Posters bleiben 116 Seiten übrig, von denen elf allein jede Ausgabe bereits schon mit Bestenliste, Testindex und Glossar belegt sind und an diesen Seiten knabbert jetzt eben auch noch ein umfangreicher Tipps- und Lösungsteil, der für nur 3% der Leser relevant sein soll. Warum?

Ein Jahr PlayBlu… und nu?

Ich muss gestehen, dass ich vor einem Jahr noch sehnlichst darauf gewartet habe, dass zu Computecs play3 endlich eine Alternative erscheint, weil die Monopolstellung dem Heft sichtlich geschadet hat. Vom Hocker hauen konnte mich letztlich aber weder die blaue 360 Live „PS3M“, noch LiveEmotions PlayBlu. Es ist schön, dass die PS3 wieder in Bochum beheimatet ist, nicht schön ist hingegen, dass sie, wie auch schon bei der letzten Konsolengeneration, im Verlag nur die zweite Geige spielt.

Was ist in diesem einen Jahr passiert? Nun, durch die neuen Mitbewerber wurde die play3 aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst und erfreut sich unter der Leitung von Thorsten Küchler bester Verfassung. Bleibt zu hoffen, dass auch bei LiveEmotion die PlayBlu wachgeküsst wird und endlich „life emotions“ zeigt. Das benötigte Herzblut bringt die Redaktion mit, es umsonst fließen zu lassen, wäre unverzeihlich.

Elektrospieler – Interview mit Robert Bannert zum Heftlaunch

In Kürze startet mit dem gedruckten Elektrospieler ein neues Multiformat-Magazin. Chefredakteur Robert Bannert war so gut für das Magaziniac.Blog ein paar Fragen zu beantworten.

Evil:
Moin, moin Robert! Schwierige Zeiten für Gedrucktes dieser Tage, wie war es möglich, gerade jetzt einen Verleger davon zu überzeugen, ein neues Videospielmagazin herauszugeben?

Robert Bannert:
Das war nicht weiter schwer, weil der Verleger Enno Coners und ich sehr ähnliche Anforderungen an Print-Medien stellen und so ziemlich die selbe Vorstellung davon haben, wie ein ambitioniertes Magazin-Projekt auszusehen hat. Hinzu kam natürlich der Wunsch des Verlegers, neben der „Retro“ noch ein zweites Magazin zu verlegen – und der „elektrospieler“ ist durch die PDF-Ausgabe immerhin schon eine halbwegs bekannte Marke … zumindest bei den Core-Gamern. Und die wollen wir ja auch mit der Print-Ausgabe erreichen.

Evil:
Ich fall gleich mit der Tür ins Haus: Ist der Anzeigenmarkt gänzlich tot? € 6,90 für ein etwa 90seitiges Heft wirken auf mich ein kleines bisschen sehr ambitioniert, lässt sich eine Videospielzeitschrift heute nicht mehr über Anzeigen-, sondern nur noch über Kioskerlöse finanzieren und vor allem, wodurch soll sich dieser vergleichsweise hohe Heftpreis rechtfertigen?

Robert Bannert:
Der Anzeigenmarkt ist sicher (noch) schwieriger geworden, aber tatsächlich haben uns bereits einige Hersteller ihr Vertrauen ausgesprochen, indem sie bei der Startausgabe gebucht haben. Wer bei uns bucht, dem geht es natürlich auch nicht in erster Linie darum, die breite Masse, sondern die Gruppe der Opinion-Leader zu erreichen und sein Produkt in einem Prestige-Objekt zu platzieren. Denn genau das solle der gedruckte elektrospieler sein. Entsprechend sind unsere Anzeigenpreise sehr erschwinglich – wer bei uns bucht, der läuft wirklich keine Gefahr, sein Budget zu strapazieren. Und was den Heftpreis angeht: Unser Magazin kommt mit einer Ausstattung, auf die so manches Comic-Album neidisch wäre – wir werden ein sehr hochwertiges Produkt bieten. Die Print-Ausgabe soll kein Magazin im herkömmlichen Sinne, sondern ein Sammler- und Liebhaber-Objekt sein – mit großformatigen Artworks und hohem ästhetischen Anspruch, das man sich gerne ins Regal stellt. Klebebindung, Papier mit 1,1fachem Volumen und starker Karton als Einband – ich denke, das spricht für sich. Vergleichst Du diese Ausstattung und Verarbeitung mit der von Szene-Magazinen aus den Bereichen Manga, Anime oder Schwarze Szene bzw. deren Preisen, dann sind 6,90 sicher nicht zu hoch gegriffen. Ein Comic-Album mit 40 bis 50 Seiten kostet bei ähnlicher Verarbeitung elf oder zwölf Euro.

Evil:
Elektrospieler wird vom CSW-Verlag herausgegeben, bei dem nun eine ganze Weile bereits Retro erscheint. Bei Retro hab ich allerdings das Problem, dass ich sie nur im Onlineshop des Verlags bekomme oder an größeren Bahnhöfen. Wie wird das beim Elektrospieler gelöst sein, normaler Kioskvertrieb oder nur Direktbezug und Bahnhofsbuchhandel? Mit welcher Auflage werdet ihr an den Start gehen?

Robert Bannert:
Wir starten mit einer für unser Segment recht stattlichen Auflage von 20.000 gedruckten Exemplaren. Natürlich greift der Verleger auf die durch die „Retro“ bewährten und etablierten Vertriebsstrukturen zurück, aber letztlich wird erst die Zeit zeigen, wo das Magazin am besten platziert ist – so was dauert einfach seine Zeit. Unsere Druckauflage ist sicher nicht hoch genug, um sämtliche Kioske zu bedienen – aber das wäre ja auch gar nicht sinnvoll. Viele große bis mittelgroße Publikationen werden unglaublich weit (und dabei teilweise sehr wahllos) gestreut. Das Ergebnis: Da werden Ausgabe für Ausgabe tonnenweise kostbare Hefte vernichtet – und das häufig, ohne dass der Verlag eigentlich so recht weiß, was der Vertrieb genau tut. Enno Coners vertreibt seine Publikationen selber und bedient sich einer sehr cleveren Misch-Kalkulation mit den unterschiedlichsten Outlet-Gattungen. Dabei setzt er sich so sehr für die bestmögliche Platzierung seiner Magazine und Bücher ein, wie es ein großer Vertriebs-Moloch niemals tun würde. Da bist Du nur eines von vielen, vielen, vielen Produkten – und schlimmstenfalls werden Deine Magazine an Grossisten geliefert, die sie buchstäblich in die Tonne treten. Das wollen wir unbedingt vermeiden.

Evil:
Du hast über Twitter verlauten lassen, dass im gedrucktem Elektrospieler eher Reportagen, Interviews, Bildstrecken und ähnliches zu finden sein sollen und der Schwerpunkt nicht so sehr auf „zeitsensiblen“ Themen, wie Tests und Previews liegen sollen. Dazu fallen mir zweierlei Dinge ein: 1. Reportagen, Interviews und großformatige Bilder bekomm ich auch in der GEE. Abgesehen davon, dass es natürlich immer schön ist, mehrere Meinungen zu einem Thema zu bekommen, aber wozu braucht es noch ein weiteres Heft, welches in die Richtung schlägt? Was unterscheidet euch von einer GEE, was setzt euch ab?

Robert Bannert:
Da könnte ich Dich genauso gut fragen: Wer braucht noch ein Magazin, dass schwerpunktmäßig Testberichte und Previews bringt? Die gibt es bereits wie Sand am Meer, aber ein ordentlich geschriebenes, kompetent recherchiertes und visuell anspruchsvolles Objekt, das sich vor allem den Hintergründen und den Abbildungen widmet – das kann der Markt sicher noch vertragen. Ich mag die „GEE“ – und sie hat einige mutige Schritte getan, aber wir möchten noch weiter gehen und ‚noch mutiger‘ sein. Ob uns das gelingt, das wird sich zeigen – wir arbeiten jedenfalls mit Herzblut daran. Es wird kaum zu umgehen sein, dass wir dabei auch etwas ‚herumexperimentieren‘ müssen und vielleicht nicht jedes dieser Experimente gleich gut ankommen wird, aber das bringt Pioniersarbeit eben so mit sich. Wir werden kein Mainstream-Produkt abliefern – und ich weiß, dass es da draußen jede Menge Leute gibt, die auf genau so etwas warten. Jetzt müssen wir sie nur noch erreichen bzw. müssen sie uns finden. 😉

Evil:
2. Bei solchen Themenschwerpunkten fühle ich mich unweigerlich auch an deine fun.generation-Zeit mit Titelstorys wie „Vom Pixel zum Polygon“ u. ä. zurückerinnert. Das Konzept hat damals nicht funktioniert und war bereits nach einem halben Jahr wieder Geschichte. Gut, das ist mittlerweile auch zehn Jahre her und seit dem hat sich viel geändert, später wurde mit [ple:] (Slogan: Computer- und Videospielkultur) in einem kleinen Rahmen versucht das Feld zu beackern, auch das hat leider nicht funktioniert. Da mir Print sehr am Herzen liegt, male ich nur ungerne schwarz, aber soll bzw. läuft dieses Mal anders, damit es dann auch hoffentlich klappt?

Robert Bannert:
Wer glaubt, die fun.generation wäre verschwunden, weil wir uns darum bemüht haben, ein anspruchsvolles Heft abzuliefern, der irrt. Zu einem Erfolg oder Misserfolg gehören außer der Redaktion und Heftqualität noch viele andere Faktoren. Die Annahme, dass sich Qualität zwangsläufig durchsetzt, ist ebenso großer Blödsinn wie die gegenteilige These, dass die Masse blöd ist und nur Schrott will. Entscheidend ist, ob ein Produkt zur richtigen Zeit kommt, von den richtigen Leute auf die richtige Weise verteilt wird und Liebhaber findet. Marketing-Generäle glauben häufig, sie könnten eine Niederlage vermeiden, wenn sie erst nach ausgiebiger Befragung ihrer Marktforschungs-Berater zum Angriff blasen. Aber das ist Unsinn. Die Etablierung und das ‚Finden von Fans‘ sind organische und kaum planbare Prozesse. Letztlich muss man als ‚Macher‘ einfach das durchziehen, was man für richtig hält und hoffen, dass es klappt. Im Übrigen lief die ‚anspruchsvolle‘ fun.generation auch nicht schlechter als kurz zuvor mit dem vorangegangenen Konzept. Ein Problem war, dass damals bei CyPress zu viele Köche den Brei verdorben haben, jeder schlau mitreden und im Konzept rumfuhrwerken wollte. Lief etwas nicht sofort wie erhofft, dann wurde sofort verändert und hektisch geändert. Klüger wäre es gewesen, ein neues Konzept reifen und sich etablieren zu lassen – aber stattdessen wurde das Magazin schlicht um Opfer von internem Macht-Gerangel und Kompetenz-Streitigkeiten, auf die ich als Chefredakteur und Angestellter keinerlei Einfluss hatte. Außerdem hat das Heft niemals so ausgesehen, wie ich es eigentlich habe wollte. Es ging zwar in die richtige Richtung, aber letztlich war es ein einziger großer, fauler Kompromiss voller Zugeständnisse an alle Beteiligten auf jeder Ebene. Davon abgesehen habe ich mich natürlich auch selber weiter entwickelt: Sowohl als Chefredakteur und Journalist wie auch als Grafiker kann ich heute sicher das sehr viel bessere und reifere Produkt abliefern. Davon abgesehen ist der Vergleich vermutlich nicht mal allzu angebracht, weil sich elektrospieler ja nicht nur auf die Berichte, sondern vor allem die schönen, großen Grafiken stützt. Welche Philosophie dahinter steckt, das kann man übrigens im Editorial nachlesen, das bereits jetzt in der Leseprobe auf elektrospieler.de zu finden ist.

Evil:
Gerade bei den „Big Playern“ auf dem hiesigen Markt stelle ich immer wieder fest, dass die Magazine doch sehr stark durch die Onlineauftritte kannibalisiert werden. Da steht häufig schon das halbe Heft zum Abruf bereit, noch bevor es überhaupt bei den Abonnenten liegt. Wenn das Elektrospieler-PDF weiterhin erscheint, besteht nicht die Gefahr, dass auch hier dien Inhalte zwischen den Medien (Print und PDF) hin- und hergeschoben werden?

Robert Bannert:
Winnie und Boris haben hierzu in den entsprechenden Interviews auf elektrospieler.de sehr interessante Kommentare abgegeben. Winnie glaubt, dass hierzulande generell der Fehler begangen wird, dass Online- und Print-Auftritte zu asynchron behandelt werden, Boris wiederum hat betont, wie wichtig es ist, eine eigene Richtung zu finden und etwas Neues zu machen. Sicher haben beide Recht. Mal ehrlich: Wer braucht heutzutage das x-te Heft voller Tests und Previews, also mit dem Schwerpunkt auf Aktuell-Themen, wenn er das alles schon umsonst im Netz findet? Darum wollen wir versuchen, die Aktuell-Themen künftig schwerpunktmäßig auf der Seite bzw. im PDF-Magazin zu behandeln, während wir in der Print-Ausgabe Specials, Artwork-Galerien und ähnliches zelebrieren … Dinge, die man in der Form nirgendwo im Netz findet… vor allem nicht so hochwertig präsentiert. Aber letztlich wird sich auch das mit der Zeit finden und von den Lesern mitentschieden werden. Aktuell planen wir, viermal im Jahr eine Druckausgabe zu bringen und dazwischen jeweils ein PDF. Das sollen zwei völlig unterschiedliche Objekte mit eigenständigen Beiträgen werden.

Evil:
Wie der digitale Elektrospieler ausschaut, kann sich jeder ansehen. Um auf der Lesbarkeit einen Gefallen zu tun, ist er auf dem Bildschirm im Querformat gestaltet. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie man das Layout ins Hochformat übertragen kann, damit es „printgerecht“ ist. Muss das Layout für die Zeitschrift komplett neu aufgebaut werden oder ließen sich Teile der PDF-Optik übernehmen? Generell sind mit dem Kioskverkauf einige Eigenheiten verbunden, das „Schrei-Cover“ gehört zum Beispiel mit dazu. Inwieweit müsst ihr diesem Zwang nachgeben, gibt es bei der Gestaltung Dinge, die ihr im PDF machen könnt, bei denen der Verleger aber sagt „das könnt ihr gedruckt nicht machen“?

Robert Bannert:
Elektrospieler 01/2009Dass die Fans nicht alle ein ‚Schrei-Cover‘ wollen, das hat die Abo-Ausgabe der „M! Games“ eindrucksvoll bewiesen, denn die verzichtet ja auf jeglichen Text-Ballast. Das ist auch die einzig richtige Entscheidung. Spieler sind Grafik-geil – und wollen auf bzw. in ihrem Magazin schöne große Motive sehen … und keine Katalog-Optik oder Marktschreier-Schlagzeilen. Wer am Kiosk ein Magazin sieht, das ihm optisch gefällt und interessant erscheint, dann greift er zu und blättert es durch. Diese These, dass zwischen diesem ‚Erkennen‘ und dem eigentlichen Griff noch eine Phase existiert, in der einzig und allein die Schlagzeilen studiert werden, die halte ich seit jeher für ausgemachten Blödsinn. Wenn meine Magazine jemals mit Schlagzeilen zugepflastert waren, dann nur, weil der Verlag oder vielmehr dessen Vertriebspartner darauf bestand. Ich halte diese Ansichten für überholt – und darum ziehen wir da auch nicht mit. Ein Schrei-Cover wird es beim gedruckten elektrospieler nicht geben. Auch hier geht es uns darum, die Sammler zu erreichen. Glücklicherweise trägt Enno Coners diese Entscheidung. Er gehört wohl zu den wenigen Verlegern, die das verstanden haben. Und was die Anpassung des grafischen Konzepts angeht: Natürlich lässt sich das nicht eins zu eins auf das Print-Medium übertragen. Aber es war auch nicht all zu schwer, die wichtigsten Elemente und Prämissen der Gestaltung zu retten. So bleibt die Rubrizierung am oberen Rand in der bekannten Form erhalten – wohingegen die Navigationsleiste links natürlich wegfällt. Darüber hinaus mussten wir die Schriftgröße anpassen (verkleinern), ebenso die Abstände (vor allem innen am Bund) wurden der Druckform entsprechend verändert. Außerdem ist die Grafik insgesamt einen Tick filigraner geworden. Eine zentrale Rolle spielen aber nach wie vor übergroße Motive – ein Stilmittel, dass die Leser schon in der PDF-Ausgabe sehr geschätzt haben. Der „elektrospieler“ ist also immer noch der „elektrospieler“. Bei den meisten Magazinen ist die Redaktion quasi der ‚Auftraggeber‘ der Grafik. Letztere ist dann mehr oder weniger kreativ damit beschäftigt, den Inhalt ins grafische Korsett zu quetschen und sich dabei mit der Redaktion herumzuärgern. Aber die Grafik einer Zeitschrift sollte weit mehr sein als nur ein Vehikel, um die Inhalte zu transportieren. Gerade in einem Spieleheft gibt es nichts Wichtigeres als das Bild – immerhin ist unser Medium in erster Linie ein visuelles. Gamer wollen Grafik, Gamer wollen große Bilder und vor allem wollen sie statt der üblichen Screenshots Artworks sehen – diejenigen Motive, die sonst nur Artbooks füllen, die von den Zeitschriften aber nach wie vor weitestgehend ignoriert werden, weil ihnen dafür vor lauter Tests, Previews und klaustrophobisch eng gesetzter Informations-Textwüsten einfach der Platz fehlt. Die Publisher und Entwickler überhäufen die Magazine teils geradezu mit hochkarätigem Artwork – aber dann vergammelt es weitgehend ungenutzt auf deren Platten, weil sie einfach keinen Platz dafür haben. Dieses Problem haben wir nicht, denn wir erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit: uns geht es nicht darum, alle Spiele vorzustellen. Haben wir ein Thema auf dem Tisch, aus dem sich eine wunderschöne Seitenstrecke und Galerie stricken lässt, dann nehmen wir uns dafür einfach den Platz. Ich habe lieber fünf oder sechs starke Leitthemen im Heft als über dutzende Seiten verteilten, hässlichen Schrott. Dafür gibt es das Internet, denn das ist noch deutlich geduldiger als Papier. Das Videospielmagazin von heute muss wie die Medien, die es behandelt, vor allem eines sein: Ein Kunstwerk, das zum Entdecken und Bestaunen einlädt … ein Bild- und Themen-Band für Fans und kein verkrampftes Durchhecheln der Neuerscheinungen. Dafür gibt es – wie gesagt – das Internet. Ob uns das gelingt, wird sich zeigen – wir tun unser Bestes. Sobald die erste Print-Ausgabe am Kiosk liegt, werden wir uns auch wieder intensiver um die Aktualisierung der Website und den Aufbau der Community kümmern. Hier soll es auch um Inhalte mit mehr Aktualitäts-Bezug gehen, in der Druckausgabe dagegen in erster Linie um ‚schöne Inhalte‘.

Daten und Fakten:

Start: 18. November 2009
Erstausgabe: 1/2009
Herausgeber: CSW-Verlag
Segment: Multiformat-Magazin
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Copy-Preis: € 6,95
Chefredakteur: Robert Bannert
Druckauflage: 20.000 Exemplare (Verlagsangabe)