Archiv für August 2010

Relaunch: GameStar 10/2010 – Die ganze Welt der PC-Spiele wird kleiner

Mittwoch, 25. August 2010. Der Branchendienst Kress frohlockt, dass IDG die GameStar aufmotzt – natürlich gegen den Auflagenschwund. Auch das Medienmagazin dwdl.de veröffentlicht die Pressemitteilung einen Artikel zum Relaunch. Sicher, Veränderungen sind immer von Zeit zu Zeit notwendig und stellenweise auch schmerzhaft. Die Zielstrebigkeit, mit der IDG nach der GamePro nun auch das Flagschiff und den noch Marktführer der PC-Spiele-Magazine, GameStar, gegen die Wand fährt, ist bemerkenswert. Doch der Reihe nach.

 

„Erleben Sie die neue GameStar“ …

und machen Sie sich auf Ihr blaues Wunder gefasst. Bereits das Cover warnt, hier bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Mit dem Relaunch hat die GameStar auch eine neue Hausschrift eingeführt, eine äußerst serifenbetonte und die bringt gleich mehrere Probleme mit sich:
1. Die Schrift beißt sich mit dem Heftlogo.
2. Die Schrift passt auch nicht zur Teasertext-Schrift auf dem Cover.
3. Die Schrift wirkt nur, wenn sie sehr groß ist. Sobald sie auf normale Größe schrumpft, wird’s hässlich. Diesem Problem ist man sich im Heft allerdings bewusst, mit den meisten Headlines könnte man auch Leser erschlagen.

Schon auf Seite 3 bekommt man nicht, was man erwartetet. Anstelle des Editorials findet sich hier nun der DVD-Inhalt. Das ist vor allem in diesem Zusammenhang äußerst sinnvoll, da die DVDs zwischen Umschlag und Seite 3 eingeklebt sind und sich in Papierhüllen befinden, auf denen bereits der komplette DVD-Inhalt abgedruckt ist.

 

„…die GameStar ist zu schwer zu lesen…“

So soll der Tenor vieler Zuschriften gewesen sein. Aus diesem Grund geht man auch bei der GS den Weg, der schon bei den CyPress-Heften OPM2 und PC PowerPlay nicht geklappt hat: Größere Schrift und mehr Zeilenabstand oder zu deutsch: Deutlich weniger Text auf den Seiten. Nur als gut gemeinter Tipp am Rande: Es bringt nichts die Lesbarkeit durch eine größere Schrift verbessern zu wollen, wenn man gefühlt jeden dritten Artikel mit einem schwarzen Hintergrund zukleistert und weiße Schrift draufdruckt. Der Kontrast strengt die Augen weit mehr an, als eine kleinere Schrift.

 

„Bei der GS sehen viele Seiten zu gleich aus“

Richtig. Seit Gründung im August 1997 hatte die GameStar ein Markenzeichen: Eine elegante Optik ohne unnützen Schnickschnack und Spielereien. Dazu gehört eben auch, dass jede einen einheitlichen Aufbau hat und bunte Hintergründe oder Abweichungen von der Norm die Ausnahme, nicht die Regel sind. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal und hoher Kontinuität zog die GameStar im Laufe der Zeit an Computecs PC Games vorbei, die im Laufe der Zeit immer bunter und kastiger wurde. Und jetzt, 13 Jahre später als Marktführer stellt man fest: Och ne, das gefällt dem Leser ja gar nicht.

Das Ziel, dass keine Seite mehr der anderen gleichen soll, hat man immerhin konsequent umgesetzt. So wechselt man in der The Witcher 2-Titelstory von drei- auf zweispaltigen Text und wieder zurück. Unterschiedlich breite Spalten und hässlicher Flattersatz tragen bekanntlich seit jeher zur besseren Lesbarkeit bei. Zwischenüberschriften sind zur Führung des Auges auch völlig überwertet, aus diesem Grund gibt es jetzt nur noch leere Zeilen zur Textgliederung oder eingeschobene Textzitate, die auch ab und an in die zweite Textspalte hineinragen.

 

„Die ganze Welt der PC-Spiele“

So lautet der Slogan der GameStar. Bedenklich ist allerdings die Geschwindigkeit, mit der die ganze Welt der PC-Spiele schrumpft. Bei der neuen GameStar soll jedes Spiel mindestens zwei Seiten bekommen, nicht weniger – die PC PowerPlay grüßt an dieser Stelle recht freundlich aus dem Grab. Der eigentlich Witz kommt noch: Was heute mindestens zwei, eher mehr Seiten braucht, hat letzte Ausgabe noch auf eine Seite gepasst. Bilder brauchen Platz zum Atmen. Dann sollte man ihnen diesen auch geben und nicht vier große Bilder auf einer Seite übereinander Kästeln, sodass sie sich alle überschneiden und verdecken und letztlich doch ihre Wirkung verfehlen. BildUNTERschriften gehören, wie der Name schon sagt, unters Bild, nicht irgendwo darein. Ich will das Bild sehen, nicht einen schwarzen Textkasten. Zurück zum Thema mit den zwei Seiten-Minimumgröße für ein Spiel: Konsequent durchgezogen bedeutet das entweder einen hohen Platzbedarf oder weniger Spiele im Heft. Selbstverständlich hat man sich für letzteres entschieden. Das ist nur richtig, das Geburtstagsheft hat mit 93 redaktionellen Seiten den niedrigsten Wert, den je ein GameStar-Heft hatte und schlägt den Rekord aus der letzten Ausgabe noch mal um eine Seite. Weniger Spiele im Heft bedeutet auch mehr Platz fürs Wesentliche, zum Beispiel Platz für zwei Seiten Teamvorstellung. Wie auch schon bei der GamePro entfalten die neuen Schwarz-Weiß-Fotos der Redakteure auf dem leicht gräulichem Papier ihre volle Wirkung… nicht. Platz hat man auch für ganz andere Dinge, beispielsweise für ein Lauftextinitial, das sich über sechs Zeilen erstreckt oder einen neuen Wertungskasten, der entfernt an ein Fieberthermometer erinnert, allerdings 1/3 einer DIN A4-Seite einnimmt.

 

„Die Genre-Struktur ist Geschichte“

denn es gäbe zu wenig Neuerscheinungen im Sport und Strategiebereich. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn wie auch das Schwesterheft GamePro selektiert die GameStar noch stärker, was im Testteil landet und was nicht. Wenn der Testteil nur noch acht Spiele umfasst, hat es natürlich keinen Sinn da noch irgendwas nach Genres zu unterteilen. Zu wenig Spiele erscheinen in dies nicht. Wer zumindest ein bisschen mehr von der ganzen Welt der PC-Spiele lesen will, bekommt die Tests auch auf gamestar.de zu lesen. Noch bevor das Heft bei den Abonnenten im Postkasten liegt, mit längeren Texttesten als im Heft abgedruckt und ach ja, mit Spielen, die nicht Heft erwähnt werden. Ganz großes Kino.

 

Neu: Freispielcheck

Browser-Games, Facebookspiele, MMOs, DLC etc. Was bislang geflissentlich ignoriert wurde, bekommt nun eine eigene Rubrik im Heft. Die Gestaltung der Seiten ist allerdings so quietischig bunt, dass jedes englische Spieleheft vor Neid erblassen würde. Der Inhalt könnte ebenfalls aus besagten Heften kommen, die Texte haben einen äußerst geringen Nähr- bzw. Informationswert. Die neue Rubrik im Heft ersetzt auf DVD übrigens den äußerst beliebten Testcheck – damit bleibt auch der Datenträger vom Relaunchwahn und Inhaltskürzungen nicht verschont.

 

Quo vadis GameStar?

Hatten die bisherigen Redesigns und Relaunches der GameStar nur das Ziel das Heft sanft an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen, ist man nun einen gänzlich anderen Weg gegangen. Was auch immer jetzt vor mir liegt ist mit Sicherheit eines nicht: Eine GameStar. Zugegeben, ich hätte es mir jetzt auch viel einfacher machen können als diesen langen Verriss zu schreiben, ein Satz hätte genügt: „Ich bin nicht mehr die anvisierte Zielgruppe“ – angesichts der Tatsache, dass ich seit Ausgabe 03/2003 als Leser dabei bin dank Ebay auch im Besitz aller Ausgaben davor bin, erschien mir das aber nicht angemessen. Umso größer ist mein Bedauern nun sagen zu müssen, sorry Jungs, ihr könnt mein Informationsbedürfnis nicht mehr decken. Die Änderungen am Heft sind meiner Meinung nach so drastisch und so radikal in die falsche Richtung gegangen, dass ich es auch nicht mehr für ausgeschlossen halte, dass die PC Games an der GameStar schon in Kürze vorbeiziehen könnte. Ob das gewollt sein kann?

Gamescom 2010 – Das hatten die Verlage zu bieten

Ganz viele Zocker, ganz viele Publisher und ganz viel Platz. Auch auf der Gamescom 2010 waren zahlreiche Verlage aus dem Segment der Spielepresse. Wie haben sich die Stände – am Herz der Zielgruppe – geschlagen? Ein Überblick:

Axel Springer

Ums kurz und bündig zu machen: Hardcoregamer sind weiterhin nicht die Zielgruppe der CBS. Zwar wurde die Vollversionsschleuder groß auf Plakaten beworben und hatte gleich mehrere Stände, diese dienten jedoch lediglich dazu Abos an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Infos, Redis, irgendwas Heftrelevantes – komplette Fehlanzeige.

Airmotion Games

Der Verlag um die Richy Löwenstein-Hefte tat sich, wie auch schon im vergangenem Jahr mit einem Energydrink-Hersteller zusammen. Neben Zeitschriftenabos konnte man also auch koffeinhaltige Erfrischungsgetränke abstauben. Auf dem Stand konnte man auch in entspannter Runde sitzen und mit den Redakteuren plauschen. Sofern ich das richtig gesehen hab, gab’s auch einen Treff der Onlinecommunities von PS3M und 360 Live.

Computec

Computec ist sich ihrer Standstrategie nicht schlüssig. Gab’s zu beginn der Games Covention-Zeiten nichts zu sehen, dafür haufenweise recht aufwendige Sonderdrucke, wechselte das Programm dann jährlich. Showbühne, Abo-Lounge, einfacher bedruckter Klotz und nun wieder ein begehbarer Stand. Wie auch schon im vergangenen Jahr, konnte man Coupons der Abohefte gegen eine kleine Tüte eintauschen. Inhalt diesmal: Ne Cap von Titus, eine 16-Seiten-Leseprobe diverser Computec-Publikationen und verschiedene Werbeprospekte. Groß angelegte Fragestunden auf einer Bühne gab’s nicht mehr, trotz dessen waren immer wieder Redakteure anzutreffen und konnte man z. B. ein nettes Pläuschen mit den Szedlak-Zwillingen führen.

IDG

Was IDG von Print hält, hat der GamePro-Relaunch in meinen Augen kürzlich gezeigt, nur noch Mittel zum Zweck. Was IDG von der Gamescom hält nun auch: Nichts
Der Stand ist eh eine Art Running-Gag, er fing gigantisch überdimensioniert an und wurde jedes Jahr immer kleiner und kleiner und kleiner. Zu sagen, er wäre nicht existent gewesen, wäre gelogen, er ist eigentlich sogar recht groß gewesen. Eigentlich. Denn das ganze firmierte unter dem Deckmantel der Making Games und Jobs in der Branche. Für die GameStar und GamePro gab’s demzufolge auch ein kleines „Büro-Kästchen“ auf dem Stand, in dem man sich zum Traineeprogramm informieren konnte. Mehr war allerdings nicht zu sehen, nicht mal der Versuch Abos loszuwerden wurde gestartet. Redakteurstreffen und die traditionellen Fragestunden waren damit Geschichte. Ich meine einen Bernd Fischer mit der Kamera rumrennen gesehen zu haben, bin mir da aber auch nicht sicher. Insgesamt sehr enttäuschend. Wäre schon lustig gewesen, eine Diskussion außerhalb des Forums über die neuen Heftkonzepte führen zu können.

SIGN SET Werbegrafiken

Der Herausgeber des Retro-Magazins Return war ebenfalls mit einem recht großen Stand vertreten. Hier in gelungener Kombination mit Ausstellungsstücken aus der Kostenbarkeitensammlung von René Meyer. Chefredakteur Frank Erstling nahm sich viel Zeit zur Beantwortung der Leserfragen und versuchte nebenbei noch ein paar Hefte abzusetzen. Ehrensache, dass auch das Exemplar von Ausgabe #4 für Magaziniac bezahlt wurde.

Sonstiges

Cybermedia sprich M! Games hab ich dieses Jahr nicht entdeckt, ebenso hab ich von Consol.media nichts gesehen, auch nicht von der Gamers free2play, die auf der Messe wohl verteilt werden sollte – vielleicht war ich am Samstag auch schon zu spät. Panini hatte auch einen Stand. Wie nach der Trennung nicht anders zu erwarten, war dort aber nichts mehr von ConsolPlus und GamersPlus zu sehen.

Die Messe wird jedes Jahr größer und die Stände der Verlage, deren Zielgruppe dort theoretisch in Massen rumrennen müsste, werden immer kleiner und unspektakulärer. Besonders bitter finde ich diese Entwicklung bei IDG, schrieb der Verlag Leserkontakt auf allen Ebenen sonst wirklich groß, ist es dieses Jahr wirklich eine Enttäuschung gewesen. Lediglich die Abonnentenparty am Freitag in der Nachtschicht blieb übrig. Sollte es mir Sorgen machen, wenn sich am Computec-Stand jemand bei mir mit den Worten „Hi, ich bin der Obi-Twice aus dem GamePro-Forum“ vorstellt?

In eigener Sache: Magaziniac.de mit neuem Look

Fast einen Monat lang nichts über Zeitschriften geschrieben und nun auch noch sowas…

Relaunches und Redesigns sind immer einige schwierige Angelegenheit. Nicht immer trifft man den Geschmack der User, sei es, weil sie sich an die Optik so sehr gewöhnt haben und nichts Neues sehen wollen, irgendwas nicht funktioniert oder weil irgendwelche unnützen Spielereien integriert wurden. Fakt ist, das alte Template war über drei Jahre im Einsatz und hatte mit Magaziniac an sich eigentlich nichts tun tun. Das ändert sich mit dem neuen Template nun.

Zusätzlich gibt es noch ein paar wissenswerte Dinge:
– Von nun an sich verschachtelte Kommentare möglich. Das kann WordPress zwar schon seit einigen Versionen, wurde vom alten Template aber nicht unterstützt. Damit kann man jetzt etwas geordneter diskutieren.

– Die Inhaltsspalte ist einen Ticken breiter geworden. Die Mindestauflösung liegt jetzt bei 1024×768, bei Auflösungen darunter wandern die Magaziniac-Hefte hinters Logo. Wer meine Einträge gerne regelmäßig liest, darf natürlich auch den Newsfeed abonnieren. Der Button befindet sich von nun an ganz unten auf der Seite.

– Bugs gibt’s, wie sich das für ein Redesign gehört, auch: Der Text umfließt stellenweise die Bilder nicht korrekt und der Abstand über den Überschriften in den Artikel selbst stimmt auch nicht. Sollte von euch Lesern den Fehler im Stylesheet finden, darf er sich gerne im Kommentarfeld zu Wort melden – hab die Problemlösung leider bislang nicht gefunden. Zudem funktionieren die Aufzählungszeichen nicht.

Feedback, ob positiv oder negativ, ist natürlich erbeten und erwünscht. An dieser Stelle auch ein kleines Dankeschön an euch und eure mehr als 150.000 Besuche, sowie die lebhaften Diskussionen der letzten Monate. Ihr seid klasse 🙂