Archiv für September 2010

GameStar 11/2010 – The Month After Relaunch

Einen Monat ist es nun her, dass IDG der GameStar einen Relaunch aufgedrückt hat. Die Meinungen, wie „er“ denn war, sind eindeutig ausgefallen. Sowohl die erste Community „GameStar Pinboard“ (Forum), als auch die zweite Community „GameStar Hauptseite“ (User-Blogs), zeigten sich wenig begeistert von den Veränderungen, die Menge der positiven Stimmen ließ sich an einer Hand abzählen und auch die ansonsten so diskussionsfreudige GameStar-Redaktion zeigte nur wenig Regungen ihr Produkt zu verteidigen – welch Überraschung.

„Jetzt mit 16 Seiten mehr!“
Gleich die erste Ausgabe nach dem Relaunch beginnt mit einer kleinen Kuriosität, man wirbt damit, dass das Heft nun wieder jetzt 16 Seiten mehr hat. Aha, man feiert also quasi, dass GameStar nun den Heftumfang erreicht hat, den es bis einschließlich 06/2010 hatte, bevor man ihn klammheimlich auf 132 Seiten runterschraubte und sich seit dem praktisch jeden Monat zu einem neuen Negativrekord an redaktionellen Seiten hangelte. Im Editorial liest sich das wie folgt „[…] Vor allem aber erhöhen wir mit dieser Ausgabe den Umfang des Hefts um 16 Seiten, um den spannenden kommenden Titeln im Herbst und Winter genügend Platz widmen zu können.“

Dann schlüsseln wir mal auf…
10/2010 – 132 Seiten Umfang: Werbung: 36,5 Seiten; Eigenanzeigen: 3 Seiten; red. Inhalte: 92,5 Seiten
11/2010 – 148 Seiten Umfang: Werbung: 42,25 Seiten; Eigenanzeigen: 3 Seiten; red. Inhalte: 103,75 Seiten

Macht ein Plus von 11,25 Seiten.

… und schauen weiter in die Statistik: Die Ausgaben 1 bis 6/2010, also alle vorherigen mit 148 Seiten aus diesem Jahrgang hatte mehr redaktionelle Seiten. Und auch die Ausgabe von vor genau einem Jahr. Davon ab, dass dort auf jede Seite mehr raufgepasst hat.

Mehr Text und grafische Korrekturen
Immerhin zeigt man sich einsichtig, zumindest ein bisschen. Mit Ausgabe 11/2010 hat man die Schriftgröße wieder etwas zurückgeschraubt und auch die Zeilenabstände wieder verkleinert, sodass keine Kleinlaster mehr zwischen den Zeilen durchfahren können. Ebenso hat man die hässlichen Rubrikreiter wieder überarbeitet und auch die Bildunterschriften finden sich nun deutlich häufiger unterm statt im Bild. Leider fährt man keine einheitliche Linie und mixt beide Varianten auch mal untereinander. Die Zwischenüberschriften sind nicht zurückgekehrt und so ragen auch weiter ohne Sinn und Verstand irgendwo Zitatkästen in mehre Spalten hinein.

Grafisches Konzept: Mehr Raum für Emotionen
So hatte man es angekündigt und letzte Ausgabe bezog sich meine Kritik vor allem darauf, dass Bilder nicht wirken können, wenn mittendrin die Bildunterschriften platziert sind. Wie bereits erwähnt, hat man sich diesem Punkt teilweise angenommen, dafür hat man den Raum für Emotionen teilweise wieder vergessen und es greift eine neue Einschränkung. Die Vorschau zu Diablo 3 besteht nur aus Kästen, in denen die Neuerungen übersichtlich vorgestellt werden. Völlig in Ordnung die Seiten so aufzubauen. Das Problem ist nur, es gibt sehr viel vorzustellen, aber nun noch fünf Seiten Platz. Mehr Platz gibt’s scheinbar nicht mehr für ein Spiel, da fünf Seiten für Topspiele eine Menge Raum seien und die Menge der Seiten nichts über die Qualität der Informationen aussage (laut Chefredakteur Michael Trier in den Leserbriefen, Seite 104).
Informationen können auch visuell sein und müssen nicht in Textform vorliegen. Die Bilder des Diablo 3-Artikels sind durch den Platzmangel derart klein, dass sich ihr Format im Bereich mal minimal unter einer Briefmarke, mal minimal darüber bewegt – die Heldenklassen als Klasse an sich und in Aktion sind kaum zu erkennen. Gerade bei düsteren Titeln enden kleine Bilder häufig in einer Matschpampe, wenn nur eine Standardpapierqualität für den Druck verwendet wird.

Verschwundene Rubriken
In einem Leserbrief mit dem Titel „völlig daneben“ kritisiert der Verfasser neben dem Relaunch im allgemeinen, dass Rubriken wie Patch-Test, Budgetspiele und die Tipps-Seiten gestrichen wurden. Michael Trier antwortet hierauf, dass sich die Lesergewohnheiten eben verändert hätten und Tipps- und Patches fast jeder übers Internet beziehen würde. Über die Zeit würden Rubriken eben verschwinden bzw. nach online verschoben werden oder neue Hinzukommen, wie die Hall of Fame oder die Freispielrubrik.

Letztere behandelt im übrigen nur online beziehbare Inhalte… Dass Tipps- bzw. Lösungen und Lösungshilfen nicht mehr interessant sind für gedruckte Hefte ist quatsch, dann würden sich die Verlage keine Cashcows wie die WoW-Magazine halten oder Tipps- & Tricks-Sonderhefte auf den Markt werfen. Mit der gleichen Begründung, mit der man die Tipps abgeschoben hat, lassen sich im übrigen auch Newsteil und Previews für das Heft überflüssig machen. Und nicht zu vergessen die Tests, von denen es auf GameStar.de inzwischen eh mehr als im Heft gibt.

Mit der Begründung Info/Thema XYZ wird von den Lesern über das Internet bezogen, kann man jedes fast Heft überflüssig machen. Ob das so gewollt sein kann?