GEE – Eine langjährige Geschichte ohne Happy-End

Zunächst einmal, es ist eine reife Leistung ein Heft acht Jahre lang 8x jährlich an den Kiosk zu bringen. Diese Zeitspanne haben viele Spielemagazine mal mit mehr (Inside PS3, Wii Player), mal mit weniger ([ple:], gamesTM, deutsche Edge) massentauglicher Ausrichtung nicht geschafft. Dafür meinen vollen Respekt.

„Es kann passieren, was will. Es gibt immer einen, der es kommen sah.“
(Fernandel)

Und doch, so plötzlich und überraschend kommt das GEE-Aus nicht, wie einige vielleicht vermuten. Ein Anfang davon könnte schon die bereits vor einiger Zeit erfolgte IVW-Austritt und die anschließende „Ausgründung“ aus der Redaktionswerft in einen eigenen Verlag gewesen sein. Geprüfte Auflagenzahlen gab’s schon seit Mitte 2008 nicht mehr, die offiziellen aus den Mediadaten 2011 besagen 21.380 verkaufte Exemplare, was angesichts der letzten IVW-Zahlen von II/2008 (17.331 inkl. 8.254 sonstigen Verkäufen) sehr optimistisch erscheint.
Verkaufte Auflage ist nicht alles, ein entsprechender Heftpreis, wie z. B. € 6,95 für eine Ausgabe der Retro oder viele Anzeigen können durchaus reichen, um auch bei kleiner Auflage ein Heft am Leben zu erhalten. Und genau das dürfte der Grund sein, warum die GEE-Einstellung für die meisten so „plötzlich und unerwartet“ kommt – es waren doch stets viele Anzeigen drin.
Viele Anzeigenseiten schon, aber eben wohl keine bezahlten. Gegengeschäfte/Anzeigentausch mit z. B. GamingXP, Big Picture, Retro, MGM Channel, iPhone Bibel, iMusicTV, 13th Street, dazu Eigenwerbung auf den Umschlagsseiten.

Die Auflagenzahlen der großen Spielehefte gehen kontinuierlich bergab, doch von ganz oben ist der Weg deutlich weiter, als wenn man schon fast ganz unten ist und dann weiterfällt. Hier beginnt auch leider ein Teufelskreis. Es hat wenig Sinn die Druckauflage in astronomische Höhen zu schießen, wenn ein Großteil der Hefte unverkauft in der Tonne landet. Also müsste man die Druckauflage auf ein Niveau absenken, dass es in einem gesunden Verhältnis zu den Verkäufen steht. Doch hier gibt es nach unten eben Grenzen. Eine Retro mit ihren 10.000 Exemplaren ist nur im Direktbezug und in den Presseläden an großen Bahnhöfen erhältlich, nicht am normalen Kiosk. Wenn die GEE am Kiosk präsent sein möchte, muss eben eine gewisse Anzahl an Heften gedruckt werden (etwa 30.000 Exemplare), um zumindest eine Grundabdeckung zu bekommen, auch auf die Gefahr hin, dass nur ein Bruchteil der Hefte verkauft wird.

Am Mittwoch den 4. Mai kommt die 61. und (vorerst) letzte Ausgabe in den Handel. 132 Seiten stark, im Gegenzug jedoch zum Preis von € 6,90 statt 4,50. Leider auch nicht mit vielen frischen Inhalten, denn bereits ab Seite 28 geht es mit einem „Best-of GEE“ los, welches sich auch bis zur letzten Seite hinzieht.

Weitergehen soll’s gedruckt 2-4x jährlich mit Specials und monatlich als iPad- und Tablet-Ausgabe. Ohne den Teufel gleich an die Wand malen zu wollen kommen da Erinnerungen an die gescheiterten PDF-Magazine zweier ehemaliger CyPress-Redakteure hoch, denen bereits nach wenigen Monaten die Puste ausging.
Ebenfalls wenig ermutigend sind die ePaper-Zahlen großer Computer-Zeitschriften: Die c’t mit ihrer extrem technikaffinen Leserschaft schafft es immerhin noch 1.239 verkaufte digitale Hefte pro Ausgabe, bei der Computerbild sind es bloß noch 299, bei der Computerbild Spiele kaum noch erwähnenswerte 44 Exemplare.

GEE ist und war ein Liebhaberobjekt und auch ein Liebling vieler Blogger.
Mit Einstellung der regulären Ausgabe haben sich unter anderem Grindthatauthority, Zockworkorange, HomiSite und die Astronautenbar beschäftigt. Zu guter Letzt hat auch das GEE-Forum einen eher ungewohnten Besucheransturm erfahren.

12 Antworten zu „GEE – Eine langjährige Geschichte ohne Happy-End“

  1. Stefan sagt:

    Allein schon farblich schreckt die Best-of-Ausgabe übel ab. Ich weiß auch nicht, ob es rechtens ist, dass mir ungefragt ein Sonderheft mit erhöhtem Preis und bekanntem Inhalt zugestellt werden darf, um mein Abonnentenguthaben zu leeren.
    Ansonsten ist es schade, dass sie nun weg ist, auch wenn mich die Konsolenfixierung des Heftes immer ein bisschen gestört hat, so fand ich sie doch immer erfrischend.
    Und irgendwie gab es immer eine Diskrepanz zwischen der tatsächlich verkauften Auflage und den Verlautbarungen in Blogs bzw. Foren. Gefühlt haben ziemlich Viele sich als Leser und Abonnenten ausgegeben. Es waren wohl nicht genug.
    Das Sonderheft liegt nun im Altpapier. So schnell ist bisher keine andere Ausgabe dort gelandet.

  2. Mario sagt:

    Ich finde die Fixierung auf ein reines iPad-Magazin noch zu früh. Dem iPad fehlt es an einen Magazin-Store wie bei der Musik. Bei der Musik hab ich einen großen Store, in dem ich einfach über iTunes das Zeug runter lade, und mit den diversen Apple-Systemen synchen kann. Bei Magazinen muss ich für jedes Magazin, das ich haben will, eine App runterladen, und dann in der App die aktuelle Ausgabe laden.

    Ich hoffe für mich als Kunden, als auch für die Verlage, dass sich das bei Magazinen schnell dem Musik-Store anpasst. Dann kaufe ich vielleicht auch regelmäßiger spontan mal ein Magazin fürs iPad – momentan ist es nämlich nur die M! Games.

  3. Calvero sagt:

    Sehr schade! War wohl doch kein Zufall, dass vor kurzem der Textchef Sven Stilich verabschiedet wurde.

    Die Zukunftspläne erinnern mich in ihrer optimistischen Ambition an GALORE, die ja online jeden Tag ein neues Interview bringen wollten. Konnte natürlich niemand finanzieren.
    Dass man in näherer Zukunft exklusiv erstellte journalistische Inhalte nur für eine Online-Plattform (ohne Crossmedia-Rückgrad) wenigstens kostendeckend produzieren kann, halte ich für unwahrscheinlich – vor allem in der werbegeizigen Spielebranche. Zumal die GEE ja zum großen Teil von ihrer großzügigen Optik/Aufmachung gelebt hat. Würde mich daher nicht wundern, wenn diese GEE-App niemals startet.

  4. Falconer sagt:

    Man braucht doch nicht um den heißen Brei rumreden: Das ist das Ende der GEE. Eine Tablet-GEE kann sich nie und nimmer so finanzieren, dass monatliche Inhalte erarbeitet werden, die auch nur annähernd Qualität und Quantität der bisherigen Print-Ausgabe erreichen. Sicherlich wird die Marke mit extrem niedrigen Ausgaben noch eine zeitlang am Leben gehalten werden können, dann war es das aber. Galore wurde ja schon genannt. Ein sehr gutes Beispiel, das in der deutschen Zeitschriftenlandschaft zudem noch einen ganz anderen Stellenwert hatte.

  5. Inso80 sagt:

    Für die die das Abo kündigen möchten, aber wie ich keine Antwort bekommen:

    Ich hab mich mal telefonisch schlau gemacht, grob sieht es wohl garnicht schlecht aus das Abo gekündigt zu bekommen, notfalls eben über den Rechtsweg. Genaueres weiß ich wenn ich bei der Verbraucherzentrale und ggf meinem Anwalt war, so gegen Ende der Woche.

    Sollte jemand genau wie ich daran interessiert sein seine Abogebühren zurückzubekommen anstatt diesen IPad-Unsinn mitzusponsorn (sorry, ich bekomm noch 7 Hefte und glaub nichtmal das das Projekt auch nurnoch 2 schafft), kann mich unter folgender Mailadresse erreichen:

    GeeAbo@will-hier-weg.de

    Dort kann man sich absprechen, passende Twitter / Facebook-Seite folgt auch noch. Bitte postet die MailAddi auch in den Kommentaren auf Seiten die über das Aus der Gee berichten und auf passenden FB/Twitter-Seiten, wäre ja Unsinn wenn da jeder einzeln hinter seinem Geld herrennt.

  6. […] zum Ende der GEE bei Grind That Authority, Magaziniac, Zockwerk Orange, HomisiteBlog und (mehr oder weniger) im GEE-Blog. Diese Icons verlinken auf […]

  7. YeLm sagt:

    Hatte schon auf einen Beitrag von dir gewartet 🙂 Schade drum, die Gee war wirklich ein Liebhaberstück. Zwar haben mich die letzten Ausgaben kaum noch begeistert, aber an sich immer wieder ein nettes Magazin und das erste, welches ich mir sogar aboniert habe. Hatte. Mhhh …

  8. SILen(e sagt:

    Schade, die GEE war wirklich ein Ausnahmemagazin, bleibt mir also, obwohl ich früher fast mehr Geld für Spielezeitschriften als für Spiele selbst ausgegeben habe, nur noch die Maniac.
    Den Schritt zur iPad-Ausgabe halte ich auch für eine Form von Selbstmord, denn so interessant iPad und entsprechende Androiden auch sind, das haben einfach noch viel zu wenige.
    Und die die eins haben könnten ihre News auch im Web sammeln, so konkurriert die GEE mit zahllosen Spieleseiten, Insiderblogs und vergleichbaren digitalen Publikationen.

    Ich habe beispielsweise gerade die iPad-Ausgabe der ComputerBILD Spiele gelesen.
    Eigentlich ist ja alles von Axel Springer Pfui, aber das eMag ist ihnen wirklich klasse gelungen und es ist nun mein Benchmark für digitale Magazine.
    Damit muss die GEE nun konkurrieren, ein einfaches PDF-Mag genügt nicht, wenn die Konkurrenz digital wirklichen Mehrwert bietet.

  9. Gescheitert? 😉 Naja: Zugegeben – als PDF-Only-Medium kann man meinen elektrospieler (den ich gehe mal davon aus, dass Du die Select und den elektrospieler meinst) mehr oder weniger als gescheitert betrachten… denn erstens verdient man nix an den Downloads, und zweitens kommen auch keine Anzeigengelder rein. Trotzdem wurde bereits zu diesem Zeitpunkt mit der Marke Geld verdient – und zwar durch die Desktop-Specials zu einzelnen Spielen, die wir auf der selben Plattform zum Download bereitgestellt haben. Auch Dirks Select hat über diesen Kanal Geld eingespielt – und es ihren Machern schließlich ermöglicht, ein lukratives Agentur-Geschäft aufzubauen, das sich in erster Linie auf Desktop-Publishing stützt. D.h. das Magazin selber hat es zwar nicht überlebt, aber ein wirtschaftlicher Flop für seine Macher war es nicht – die konnten ebenso wie ich darauf aufbauen und sich ernähren.

    Ähnliches beim elektrospieler: Ohne das PDF (das man als eine Art Testballon verstehen kann) gäbe es heute das Print-Medium nicht, und mit dem wird (trotz einiger Probleme und div. Verlagspartner-Wechsel) ganz klar Geld verdient. Reich werde ich mit der Marke nicht – aber sie nimmt Geld ein und war bis heute zu keinem Zeitpunkt im Minus… das ist schon mal was. 😉 Und schließlich gibt es den elektrospieler seit etwas über einer Woche auch für das iPad, und innerhalb dieser Woche haben wir rund 1.000 Downloads geschafft. Das ist kein Grund, um auf dem Tisch zu tanzen – aber bedenkt man, dass es sich hier um einen noch weitgehend unerprobten Kanal handelt, sind wir echt zufrieden.

    Ich gebe auch gerne zu, dass der elektrospieler nur Geld einbringt, weil ich ihn im Wesentlichen alleine bestreite – aber entscheidend ist, dass er funktioniert, und die Publisher gerne darin buchen… was das Konzept zumindest halbwegs bestätigt. 😉

    Um die GEE tut es mir ausgesprochen leid, und ich bezweifle, dass sich mit einem iPad-Only-Magazin aktuell genug Geld verdienen lässt, um eine Redaktion zu ernähren, freie Mitarbeiter usw. zu finanzieren… aber ich wünsche den Kollegen viel Glück und werde mir die iPad-Lektüre definitiv ansehen. Ich mochte das Heft und freue mich, dass man sich dort zumindest darum bemüht, die Marke nicht völlig sterben zu lassen. Wäre schade drum.

    LG,
    Robert

  10. Evil sagt:

    Ich weiß, du warst bei CyPress, ich würd dich trotzdem eher bei Cybermedia einordnen. Du warst nicht gemeint, ich meinte neben dem von dir genannten noch das DVD/Blu-ray-PDF-Mag eines anderen CyPress-Redakteurs. 😉

    Aber danke für den informativen Kommentar 🙂

    • Ach, Du hast die „HD World“ gemeint? An die Möglichkeit dachte ich kurz… habe sie dann aber wieder verworfen, weil das ja kein Spieleheft war… oder zumindest nicht in erster Linie. 😉 Und Stephan war ja kein… hmmm… ‚Redakteur‘, sondern einer der Verlagsgründer und jahrelanger Teilhaber. ^^

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