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Einfach nein: Neues Layout bei Games Aktuell, PC Games, N-Zone und play5

Wie sich die Zeiten doch ändern: Klein-Evil im Jahr 2000 war großer Fan vom 10er-Wertungssystem und nur mäßig davon begeistert, als der CyPress Verlag Mitte 2000 bei seinen Heften davon trennte und seit dem aufs Prozent-/100er-System setzte. Rund 19 Jahre später, im Februar 2019 wechselte die mittlerweile bei Computec Media erscheinende Games Aktuell aufs 10er-System zurück und die Freude darüber hielt sich bei inzwischen Groß-Evil in engen Grenzen. Was war geschehen?

Machen wir uns nichts vor. Der Wechsel des Wertungssystems damals, der Verzicht aufs Siezen bei der PC Games, wie auch die kürzlich erfolgte Layoutumstellung waren und sind vor allen Dingen eines: Eine Arbeitserleichterung und Aufwandsreduzierung.

Aufwandsreduzierung

Im Zuge der Umstellung des Wertungssystems von Prozent auf 10er sparte man sich bei Games Aktuell und N-Zone die Einzelwertungen für Grafik, Sound, Steuerung und Mehrspieler weg – einen Schritt, den play5 und PC Games schon Jahre zuvor gegangen waren. Das 10er-System ist auch ausreichend ungenau, sodass es auch völlig egal ist, wenn PC- und Konsolenfassung kleine Unterschiede haben. Eine „8 von 10“ kaschiert das schon ganz gut – sofern es sich bei einem Spiel nicht gerade um Cyberpunk 2077 handelt, gilt die Devise „passt scho’“. Für echte Versionsvergleiche sucht man heutzutage entsprechende Youtube-Kanäle auf.

Der Aufwandsreduzierung fiel auch der Newsteil der Magazine zum Opfer – würde eh keinen Sinn mehr ergeben in Zeiten des Internets bei einem monatlichen Heft. Das mag argumentativ erstmal richtig sein, greift aber zu kurz, da auch der Rest des Heftes nichts anderes mehr als eine ausgedruckte Internetseite ist. Und man mag es kaum glauben, tatsächlich werden die „Highlights des Monats“-Newsschnipsel auch heute noch gerne gelesen. Wer als Verlag in seine Statistiken bei der Zeitschriftenflatrate readly guckt, weiß das. Aber ja, es macht natürlich Aufwand eine Auswahl zu treffen und diese dann textlich einzukürzen und zu bebildern.

Papierpreise

Bis 2019 wurde das Drucken von Magazinen auch immer billiger, Onlinedruckereien oder standardisierte Abgabesystem sei Dank, sodass auch problemlos in Polen oder Ungarn gedruckt werden kann. Corona und allem, was danach folgte, setzte dem Preisverfall beim Druck ein Ende. Statt Papier wurde Pappe für Versandskartons produziert, es gab zu wenig Altpapier und in Finnland streikte über Monate auch noch Europas größter Papierhersteller. So wurde Papier knapp und teuer und man wurde jeden Monat aufs neue von den Druckereien überrascht, welche Sorte gerade zu kriegen war und was sie wohl kostet. Als sich an dieser Front alles langsam auf hohem Preisniveau anfing wieder einzupendeln, marschierte Russland in die Ukraine ein und die Preise explodierten erneut. Auf die hohen Papierpreise kommen dann noch Späßchen, wie Energie- und Transportkostenaufschlag – zusätzlich zu den normalen Transportkosten. Wohin das führt, kann man sich am Kiosk angucken. Eine Games Aktuell mit 100 Seiten auf wirklich mäßigem Papier kostet inzwischen 6,50 Euro. Eine play5 mit völlig nutzloser DVD 8,50 Euro. Wenn man sich überlegt, dass das offizielle PlayStation 2 Magazin mit 132 Seiten, besserem Papier und eigener Redaktion zum Preis von 7,50 Euro damals schon kein Schnäppchen war, möchte man die play5 in gar kein Verhältnis mehr dazu setzen.

Nur noch ein Heft

Computec produziert heute noch, ein bisschen zugespitzt formuliert, ein Spielemagazin und druckt dazu vier verschiedene Cover. Denn egal ob Games Aktuell, N-Zone, play5 oder PC Games: In allen Heften stecken die identischen Artikel. Egal ob Vorschau, Test oder Hintergrundartikel – es steht in allen das gleiche drin und sieht auch fast identisch aus. Mal kommt ein Hintergrundartikel einen Monat früher, mal einen später. Das meiste Glück hat noch die N-Zone bedingt durch die recht hohe Zahl an Exklusivtiteln. Pokémon z.B. geht thematisch nur noch in die Games Aktuell, aber nicht in play5 oder PC Games. Doch auch im Crisis Core Test in der N-Zone steht bspw. im letzten Satz des Artikels der Hinweis zum Erscheinen der PC, PlayStation und Xbox-Versionen. Auf den 1/23er-Ausgaben von Games Aktuell und PC Games und 2/23 von play5 prangt auch das identische Diablo IV Artwork als Hauptmotiv.

Layoutanpassung 2022/2023

Den vorläufigen Höhepunkt dieses Negativtrends haben wir im Dezember 2022 erreicht, als die zeitgleich erscheinenden Games Aktuell, N-Zone und PC Games ihr neues Layoutkonzept bekommen haben. Play5 zog im Januar 2023 dann 1:1 nach.

Die Bilder wurden vergrößert, es gibt keine Bildunterschriften mehr. Die Meinungskästen sind raus, die Pro- und Contrakästen sind weg. Optische Raffinessen beim Layout gibt es auch keine mehr. So ein 6-Seiten-Test, wie zu Pokémon Karmesin und Purpur in der Games Aktuell 1/2023 lässt sich im Layout in etwa 10 Minuten zusammenwerfen. Der größte Zeitaufwand fließt dabei noch in die Erstellung eines QR-Codes – denn unter jedem Testergebnis befindet sich jetzt noch ein scannbarer Affiliate-Link zum Kauf des Spiels bei Amazon.

Bitter sind vor allem die Begründungen, warum was getan wurde: Pro- und Contrakästen doppeln sich mit dem Inhalt des Textes. Mag sein, vor allem macht es aber eben Arbeit noch mal die wichtigsten Punkte in kompakter Form zusammenzutragen.

Bildunterschriften im Bild schlecht lesbar auf dem Papier. Herrgott, dann setzt sie daneben oder dreht die Schriftgröße auf oder sagt einfach ehrlich, ihr wollt euch die Zeit sparen welche zu schreiben. Jetzt habt ihr euch optisch unterm Strich einer EDGE oder GEE angenähert ohne aber, dass euer Konzept zu den Inhalten passt. Es sieht furchtbar aus und jedes Mal denke ich mir „hier fehlt was“.

Maximal gespart

Noch bitterer wird es für N-Zone-Leser. Deren Heft hatte bis zuletzt wenigsten noch ein paar Details, die den Eindruck von „Hey, wir sind euer Magazin“ vermittelt haben, die die Schwesterhefte bereits nicht mehr hatten. Dieser unhaltbare Zustand wurde mit der 1/2023 dann beseitigt. Teamfoto im Editorial durch generisches Artwork ersetzt, Retroseiten mit „N-Zone vor 5, 10 und 20 Jahren“ gestrichen. Wirklich traurig.

Absurdität im eigenen Haus

Richtig verrückt wird’s dann zum Schluss noch mal, wenn man einen Blick in die PC Games MMORE wirft. Das World-of-Warcraft-Guide-Magazin hat zwar seine besten Zeiten auch lange hinter sich, ist aber immerhin noch etwas eigenständiges. Im hinteren Teil des Heftes gibt es noch die Reste des einstmals eigenständigen Buffed Magazins, sprich ein paar Themen abseits WoW. Wie in der 2/2023 z.B. einen Test zu „Crisis Core: Final Fantasy VII“. Dieses hat nicht nur einen eigenen Tester, nein, es gibt auch noch Bildunterschriften – neben den Bildern, Meinungskästen, Pro und Contra und eine andere Wertung (7/10 satt 9/10).

Die Frage nach dem Mehrwert

Was ich mich mittlerweile ersthaft Frage: Für wen werden die Hefte noch produziert? Ich stelle mir des Sammelns wegen jeden Monat noch eine Games Aktuell, N-Zone und play5 ins Regal. Das ist aber auch der einzige Grund. Für die Optik? Nein, billigstes Papier und Minimalaufwandlayout sprechen dagegen. Für die Inhalte? Gibt es online auf den computec-eigenen Webseiten. Für Werbekunden? Die Magazine sind praktisch anzeigenfrei.

Bei 6,50 Euro erwarte ich einen Gegenwert, irgendwas nettes, irgendwas „hey, du bist uns als Leser noch wert“. Kein „wir versuchen die Webseite mit möglichst wenig Aufwand zu Papier zu bringen“. Das sind dann 3 Euro, nicht 6,50 Euro. Wer für 6,50 Euro etwas nettes möchte, dem empfehle ich auch weiterhin die M! Games von Cybermedia. Das Heft ist heute immer noch so, wie ich im August 2020 darüber geschrieben habe.

PS.

Folgende Verkaufszahlen gibt Computec an:
Games Aktuell: 5.900
N-Zone: 6.700
PC Games: 16.400
PC Games MMORE: 6.800
PCGH: 16.700
play5: 7.900

Verlagsangaben Mediadaten 2023, Zahlen pro Ausgabe.

Relaunch 09/2016 – Heise fährt c’t ohne Not gegen die Wand (Update)

Zeitschriften-Relaunches sind eine ganz schön gefährliche Sache, denn die Erfahrung hat gezeigt: Nur selten ist ein Heft danach optisch und inhaltlich auch wirklich besser. Egal ob GamePro, PC Action, PC Powerplay oder Computer Bild Spiele – nach jeder Komplettüberarbeitung wurden die Hefte entkernt und ihrer Seele beraubt. Unter dem Deckmantel der Modernisierung wurden vor allem der Arbeits- und Produktionsaufwand an den Magazinen so drastisch reduziert, dass auch der letzte Käufer wusste, es handelt sich bloß um Sparmaßnamen. Das hat den weiteren Niedergang der Hefte dann nur noch beschleunigt.

Bisherige leuchtende Ausnahme in diesem Zirkus: Die c’t aus dem Heise Verlag. Die letzte optische Überarbeitung der c’t ist 13 Jahre her – damit wirkte das Magazin zwar vielleicht ein wenig angestaubt und wie aus der Zeit gefallen, lief damit aber erstaunlich gut.

Marktentwicklung
Das gesamte Segment der Computerzeitschriften ist stark schrumpfend. Innerhalb von nur fünf Jahren verlor beispielweise die Chip 46%, PC Magazin und PC Go 65% und die PC Welt sogar 71% ihrer Auflage. Der vergleichsweise geringe Verlust der Chip bzw. der große der übrigen Mitbewerber beruht darauf, dass erstere immer noch die Auflagenzahlen mit Bordexemplaren schönt, wohingegen sich der Rest davon verabschiedet hat.

Axel Springers Computer Bild verlor hingegen echte 54% an Auflage, während es bei Heises c’t bloß 21% waren – bei beiden findet Auflagendoping nur im sehr geringem Maße oder gar nicht statt. Im 4. IVW-Quartal 2015 kam es nun zu folgender Situation: Die c’t verlor wieder ihre gewohnten 3% an Käufern, während die Computer Bild mit fast 20% wieder ordentlich Federn lassen musste.
Damit hatte man auf einmal das Kuriosum, dass die c’t mehr Hefte verkauft als die Computer Bild, rechnet man nur die harten Auflagenzahlen Abo+Kioskverkauf zusammen: 253.934 verkaufte Exemplare bei der c’t gegen 253.114 Exemplare bei der Computer Bild. Ohne nur einen einziger Käufer zu gewinnen hat man es mit stringenter Heftlinie geschafft, Europas größtes Computermagazin zu werden. Eigentlich eine ganz schön komfortable Situation.

Ohne Not Probleme geschaffen
Letztendlich hätte man mit der Situation gut leben können, trotz der Auflagenverluste. Mit c’t Fotografie, Mac&i, und c’t Make stellte man dem Hauptheft in den letzten Jahre drei 9,90 Euro teure Schwesterpublikationen zur Seite. Gleichzeitig hat Heise eine so gute Reputation, dass sie sich es leisten können Anzeigenkunden ans Bein zu pinkeln und nur für ihre Leser zu schreiben. Herz, was willst du mehr?

Für das, was die beiden Chefredakteure zusammen mit der Hamburger Hipster-Agentur „zmyk“ verbrochen haben, braucht man eigentlich nicht viele Worte. „Strg+Z“ oder „Zurück zur letzten Version“ genügen. Aber wo bliebe denn da der Spaß?

Das Relaunch-Desaster
Stilistisch hat sich der Titel nicht verändert, eine bunte Farbe plus ein typisches c’t-Motiv. Allerdings gibt es neue Schriften. Egal wie lange man das Titelthema „Weg von Windows 10“ auch betrachtet, man kommt einfach nicht darüber hinweg zu glauben, die Schrift wäre in der Höhe ordentlich zusammengestaucht worden.

Das Editorial ist seit jeher in einer Monospace-Schriftart verfasst, als hätte man den Text auf einer Schreibmaschine verfasst. Bereits hier kam man nicht drum herum einen neuen Font zu nehmen. Dieser ist jetzt serifenlos und wenn man so möchte, das Gegenteil von dem, was man im Rest des Heftes abgezogen hat. Vor allem ist er eines: Dünner und noch schlechter lesbar.

Wenn sich das Inhaltsverzeichnis nicht bereits auf dem Cover befindet, sollte man dieses schön sauber auf einer Doppelseite gestalten, sämtliche Themen sauber auflisten und zusätzliche noch die Topthemen anfeaturen, damit man Lust auf mehr bekommt. Also genauso machen, wie es bis Ausgabe 08/2016 der Fall war. In der äußeren Spalte auf beiden Seiten die Gesamtauflistung, in den mittleren zusätzlich die Hauptthemen. Jetzt ist alles hintereinander weg aufgelistet und man hat das Gefühl, die drei angeteaserten Hauptthemen sind nur noch irgendwie mit reingestopft worden, um irgendwie den Platz zu füllen. Es lädt jedenfalls nicht mehr zum Stöbern ein, sondern will nur noch überblättert werden – leisten wir dem Drang doch mal Folge.

Beim Newsteil angekommen drängt sich sofort die brennende Frage auf, was denn zur Hölle hier passiert ist. Dass er ein wenig stärker bebildert ist, lässt sich durchaus verschmerzen, auch wenn dadurch natürlich ein wenig Text flöten geht. Allerdings möchte man beim neuen Artikeleinstiegsdesign gleich selbst Hand anlegen und als allererstes den Rahmen des Einstiegsbildes aufziehen. Das ist ein wenig nach Innen eingerückt, was irgendwie falsch und nicht nach gewolltem Designelement aussieht. Blättert man weiter im Heft, verhärtet sich dieser Gedanke, da kein System existiert wie weit die Bilder vom Rand entfernt sind und permanent Springen. Man könnte fast meinen, man hätte ohne Musterseiten gearbeitet. Anfängerfehler.

Je weiter man durchs Heft blättert, desto mehr drängt sich die Frage auf, ob die Gestalter des Layouts jemals etwas von „Absatzformaten“ gehört hat. Headline und Subline-Texte ändern sich permanent in der Größe, jedoch ohne den Eindruck zu erwecken, es wäre ein gewolltes Gestaltungsmittel. Der Platz bestimmt, wie etwas aussieht. Artikelgestaltung aus einem Guss ist ja so spießig.

Das Prozessorgeflüster ist hat einen gefühlt in 10% Cyan getauchten Hintergrund bekommen, der voll nach 90er Jahren aussieht – nur noch ein Verlauf nach Weiß fehlt. Nebenbei gibt es wieder eine völlig sinnfrei ins Heft eingerückte Headline und darunter einen fast faustgroßen Weiß… ähm Blauraum zum Atmen, bevor der Artikel anfängt.

Bisher wechselten sich im Newsteil ein drei- und vierspaltiges Layout ab. Das hatte den Vorteil, dass man relativ problemlos jedes Anzeigenformat unter bekam. Jeder der schon mal das „Vergnügen“ hatte ein zweispaltiges Layout zu setzen, weiß wie das aussieht, wenn eine drei Spalten breite Anzeige reinkommt – richtig scheiße. Auf Seite 27 und 39 findet man solche Lehrbuchbeispiele.

Dass man jetzt auf ein zwei bzw. dreispaltiges Newslayout setzt, führt neben dem negativen optischen Aspekt leider auch zu einem Inhaltlichen. Es passen schlicht weniger Artikel auf die Seite, die dezent größere Schrift tragen ihr Übriges dazu bei. Die großen Weißräume zwischen den Meldungen, ich vergaß – die Luft zum Atmen, sorgen ebenfalls für Informationsverlust. Gleichzeitig ist es optisch so schlecht gemacht, dass man neuerdings Trennlinien einsetzen muss, da die Meldungen sonst trotz der gigantischen Abstände ineinander verfließen.

Die Kurztests, die bisher informativer waren als bei so manchem Heft das Titelthema verdienen nun endlich ihren Namen – sie sind viel kürzer. Endlich mehr Platz für Bilder und nicht für diesen doofen Text.

Eine Frage des Einstiegsbildes
Bei Produkttests setzte man bisher auf freigestellte, d.h. von ihrem Hintergrund befreite, Produktfotos. Das war ansehnlich und einheitlich. Was man jetzt gemacht hat, entspricht keiner klaren Linie mehr. Mal sieht man den hellgrauen Original-Fotohintergrund, mal hat man wiederum sich die Mühe gemacht ein Produkt freizustellen, um es dann vor dunkelgrau, Windows 95 grün oder Windows 95 grün, Farbton 30% zu setzen.

Gipfel von Hässlichkeit und Platzverschwendung ist allerdings Seite 76-77. Einen zweiseitigen Artikeleinstieg, auf dem lediglich Headline, Subline und die Themen der kommenden Seiten aufgelistet sind, hat man in der c’t noch nicht gesehen. Und vor allen Dingen nicht gewollt. Nebenbei kommt hier auch richtig das neue Einstiegsbilddesign zum Tragen. Bisher gab es leicht trashig aussehende, aber stets liebevoll und individuell gestaltete 3D-Renderings im unverwechselbaren c’t-Design. Diese waren sogar so erfolgreich, dass sie ganze Kalender zierten.
Jetzt sind die Artikelaufmacher im Look der verhassten Windows 8-Kacheloptik gestaltet. Das sieht nicht nur scheiße aus, sondern ist auch eine enorme Zeitersparnis. So lässt sich ein Einstiegsbild für einen Artikel in weniger als fünf Minuten gestalten – es dauert nicht mehr Stunden.

Eine Frage der Details
Neu ist z. B. eine kleine Spielerei unter den Seitenzahlen. Bei langen Artikel hat man hier kleine Fortschrittkästchen, die Anzeigen, wie viele Doppelseiten man noch vor sich hat. Ganz nett die Idee, wenn’s auch nicht wirklich was bringt und fehleranfällig ist. Furchtbar sind auch bei Produktvergleichstests die neuerdings mit grau hinterlegten Kästen, die dem Auge wohl als Orientierung dienen sollten. Davon ab, dass es altbacken wirkt: Vor dem neuen Layout hat das Auge keine Orientierungshilfe benötigt, da es sich optisch von alleine ergeben hat.
„Hübsch“ sind auch die Buchkritik-Seiten geworden. Statt drei einspaltiger Kritiken befinden sich nun nur noch zwei im dreispaltigen Layout auf einer Seite. Man hat also das Kunststück fertig gebracht trotz kleinerer Bilder durch die neue Anordnung 33% weniger Inhalt auf einer Seite unterzubringen – Respekt, das muss man erstmal hinbekommen.

Ich habe immer sehr bedauert, dass Heise nie eine „c’v“ – Magazin für Computer und Videospiele gemacht hat. Jetzt im neuen Layout bekommen die Spieletests endlich etwas mehr Platz eingeräumt. Zumindest in der Theorie, denn statt Halbseiter gibt es jetzt Einseiter. In der Praxis gibt es neuerdings eine fast halbe Seite Einstiegsbild, sodass am Ende vielleicht drei Sätze gewonnen wurden.

Selbst die Vorschauseite hat man in der optischen Gestaltung vergeigt – hier ist der Text noch breiter als bei den zweispaltigen Standardseiten – von komfortablem Lesen keine Spur.

Fazit
Was die c’t-Chefredakteure und die Agentur „zmyk“ hier an „Arbeit“ abgeliefert haben ist an Stümperhaftigkeit kaum zu überbieten – das bekommen selbst Mediengestalter Lehrlinge im ersten Lehrjahr besser hin. Das Feedback in den Heise-Foren ist ähnlich vernichtend. Bis auf einen einzigen Beitrag sind allen anderen ausschließlich negativ. Und obwohl das Heft statt zuletzt 196 nun 212 Seiten hat, steht viel weniger drin – fleißige Leser haben das mit PDF2TXT bereits auszählen lassen.

Setzen, 6.

Update
Ich erhielt am 20.04. um 17.18Uhr eine E-Mail von c’t-Chefredakteur Johannes Endres. Dieser nimmt seine Artdirectorin ausdrücklich in Schutz. Sie habe das Konzept nicht entwickelt. Es sei in Zusammenarbeit der beiden Chefredakteure mit der Agentur zmyk entstanden. Für die Darstellung als „Verantwortliche“ möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich entschuldigen.

PlayStation 4 und Xbox One – Die Sonderhefte zum Konsolenlaunch

Die neuen Konsolen von Sony und Microsoft stehen in den Startlöchern. Computec schickt gleich drei Hefte an den Start, von IDG kommen zwei. Der Spoiler gleich zu beginn: Tests gibt’s leider keine.

XBG Games „Sonderheft Xbox One“ und play3 „Sonderheft PlayStation 4“

Allgemeines:
Auch wenn vier Wochen zwischen dem Erstverkaufstag beider Sonderhefte liegen, dass der XBG kam bereits am 30. Oktober in den Handel, dass der play3 erschien am 20. November – inhaltlich nehmen sich beide Hefte nichts. Das könnte einfach daran liegen, dass die Xbox One-Ausgabe geschrieben und beim play3-Heft lediglich die systemspezifischen Seiten ausgetauscht wurden. Dummerweise merkt man das gleich im Editorial, wo man sich im PlayStation-Heft die kommenden Xbox One-Hits auf DVD angucken kann…

Beide Hefte kosten jeweils € 5,99, beiden liegt eine DVD bei (XBG 63 Videos, 165 min; play 3 91 Videos, 226 min) und ein Doppelposter (Battlefield 4 und Call of Duty Ghosts). Der Umfang liegt bei jeweils 84 Seiten.

Das Layout ist jeweils gut an das Mutterheft angepasst, sprich die play3-Ausgabe sieht grundsätzlich besser aus als die XBG-Variante. Ebenso ist die Klebebindung beim play3-Sonderheft natürlich wertiger als die Rückstichheftung beim XBG-Sonderheft.

Die verwendeten Bilder unterscheiden sich in beiden Heften maximal durch das Format, sind ansonsten jedoch identisch. So stammt z.B. der selbe Screenshot vom Managermodus in FIFA 14 einmal aus der PS3, einmal aus der Xbox 360-Version

Aufbau:
Der Hefteinstieg beginnt mit einem Fakten-Special zur neuen Konsole. Anschließend folgt ein Überblick über die wichtigsten Titel zum Launch, sowie das Angebot der zum Start verfügbaren PSN- bzw. XBL-Spiele. Weitere Launchtitel, wie Madden 25, frühstückt die play3 auf einer Drittelseite ab, bei der XBG gibt’s ne halbe Seite und damit etwas mehr Text. Der Rest des Heftes ist mit Previews zu Spielen, die irgendwann 2014 erscheinen sollen, gefüllt.

Games Aktuell Guide „Der ultimative Guide zur PS4“

Allgemeines:
Computec ist 2013 auf den Geschmack von Bookazines (monothematische Zeitschriften mit 148 oder mehr Seiten) gekommen und bringt in der Reihe „Computec Edition“ diverse Titel der britischen Verlage Imagine und Future Publishing in den deutschen Handel.
Der Games Aktuell Guide heißt eigentlich „The Complete Guide to PS4“, ist ein Sonderheft des britischen Official PlayStation Magazine und bereits seit Oktober dort erhältlich. In Deutschland kam das Heft erst am 20. November in den Handel.

Das Bookazine hat ein Format von 232x300mm, hat 164 Seiten edles Hochglanzpapier und kostet € 9,99.

Inhaltlich ist es nicht mehr ganz up2date, so gehört das auf 2014 verschobene Driveclub noch immer zu den Launchtitel. Optik und Schreibstil sind sehr britisch – also viele große Bilder und jede Menge Bla-Bla. An der Übersetzung hat u.a. Stephan Freundorfer mitgearbeitet.

Aufbau:
Zum Einstieg gibt’s den berühmten Blick auf die Konsole, bevor man sich durch Seitenweise Previews lesen oder blättern kann. Blättern vor allen Dingen deshalb, weil oft Doppelseitige „Großaufnahmen“ eingestreut werden, die wirklich schön anzuschauen sind und weil man britische Texte echt mögen muss. Ansonsten bekommt man allzu schnell eine Krise vom Geschwurbel über mehrere Seiten mit dem Inhalt von… ja was eigentlich?
Ab Seite 141 verlässt man dann den PS4-Sektor und darf sich auf einer Retrostrecke bis zum Heftende noch mal über einige PS1 und PS2-Knaller freuen, sowie Top 15-Listen zu allen bisherigen Sony-Konsolen.

GamePro NextGen „Das ultimative Kompendium zu PS4/Xbox One“

Allgemeines:
Seit dem 18. November sind die zwei GamePro-Sonderhefte im Handel. Für den Preis von je € 9,99 wechseln die blauen bzw. grünen 164-Seiten-Schinken ihren Besitzer. Die partielle UV-Lackierung des Covers kennt man bereits aus den Sonderheften der GameStar Black-Edition.

Federführend bei beiden Heften ist mit Richard Löwenstein ein alter Bekannter. Ob gewollt oder ungewollt, es schwingt viel Flair seiner letzten Arbeit bei 360 Live und PS3M mit – sei es das Konsequente duzen des Lesers (anstelle des üblichen „ihrzen“), die Erfahrung mit grün in blau umfärben oder einfach die Tatsache, dass er offenbar eine Layouterin gleich mitgebracht hat. Ab und an unterscheidet sich das Textlauf aufgrund einer Kastenhöhe und dem damit verbundenen „passend schummeln“ ein wenig und mal ist ein Tippfehler nur in einem der beiden Hefte korrigiert.

Aufbau:
Los geht’s, wie nicht anders zu erwarten mit dem Blick auf die Konsole. Danach folgt ein Watchdogs-Special, bevor es mit duzenden Vorschauen weitergeht. Nach etwa 100 Seiten folgen zwei Reportagen – einmal zum Spiel Destiny, einmal zum Thema Indiegames. Anschließend widmet man sich dem Blick ins feindliche Lager, bevor noch eine kurze Zubehörübersicht, Releaselisten und ein Glossar folgen.

Fazit:
Der Zwang noch vor Launch am Kiosk liegen zu müssen mit den Heften hat leider dazu geführt, dass keines der Sonderhefte mit Tests aufwarten kann. Dies dürfte vor allem der langen Vorproduktionszeit der teils sehr umfangreichen Heften geschuldet sein. Dass man vor Erscheinen der Konsolen Tests bringen kann – in gedruckter Form – zeigt Computec ironischer Weise selber mit ihrem Heft X3. Dort sind Battlefield 4 und CoD: Ghosts bereits in ihrer Xbox One-Version im Test. Das Heft erschien ebenfalls am Mittwoch.

Level 1 – Vom Phantom zu free2read

Inzwischen ist es gut drei Jahre her, dass ich das letzte Mal über das 2006 gestartete Spielemagazin Level 1 von Raptor Publishing geschrieben habe. An der Thematik „Nicht erhältlich“ hat sich seit dem nicht allzu viel getan. Immer mal wieder tauchen neue Cover im Onlineshop des Verlages auf – Oft direkt mit dem Hinweis „Sold out“, obwohl nie am Kiosk erschienen, nie in den Schwesterpublikationen beworben und nie im Onlineshop erhältlich gewesen.

In mal mehr, mal weniger unregelmäßigen Abständen ist ein Heft dann doch direkt zu beziehen. So konnte man über die Jahre verfolgen, dass aus einem extrem stylishen Spieleheft mit etwas Inhalt ein hässliches was auch immer wurde – wahrscheinlich um den Produktionsaufwand auf ein Minimum herunterzufahren. Einst wurde das Layout von einer Diplomdesignerin entworfen, inzwischen lässt man wohl eher einen Dreijährigen mit ein paar digitalen Buntstiften malen und guckt, was passiert. Die letzten Spuren des ursprünglichen Designs fegte man 2011 mit einer Logo-Änderung beiseite, gleichzeitig stieg der Preis auf € 3,90 für 68 Seiten. Wer das kaufen sollte, wusste man wohl selbst nicht so recht und stellte in dieser Zeit konsequent keine fast Ausgaben mehr rein. So ist Ausgabe Nummer 38 bis heute verschollen. Nr. 35 tauchte dieses Jahr das erste Mal auf, obwohl angeblich seit Dezember 2011 im Shop befindlich.

Im September 2012 und dem bevorstehendem Wii-u-Launch kam wieder ein bisschen Leben in die Geschichte. Der zumindest auf dem Papier existierende Auslandsvertrieb wurde eingestellt und der Heftpreis auf 1,90 gesenkt. Damit kostete das Heft sogar einige Cent weniger als zum Start. Im Gegenzug ging der Umfang auf 36 Seiten runter. Gefühlt hat man das nicht direkt, da das Inhaltspapier die Umschlagsdicke so mancher Zeitschrift locker schlägt. Drei Ausgaben hat man besagte Praxis durchgehalten, wobei die dritte – Nummer 41 – schon wieder den Status „verschollen“ trägt.

Free2read
2013 fasste man sich nun ans Herz und erlöste Level 1 von ihrem Phantomdasein. Seit dem hat das Heft nicht nur eine Facebookseite, sondern ist auch wieder regulär und regelmäßig im Onlineshop erhältlich. Das Logo wurde erneut überarbeitet und der alibimäßig aufgedruckte EAN-Code vom Titel ist verschwunden. Gleichzeitig prangt auf dem Titel ein großer „Free2read“-Button.
Laut Editorial „Hi Gamerz!“ [sic] solle man sich nicht wundern, man habe als Leser nicht größere Hände bekommen, sondern das Heft sei auf „Pocket-Size“ geschrumpft. Denn kleiner bedeute günstiger und in dem Falle sogar kostenlos. Und so könne man die frohe Kunde „Wir lieben Games“ noch weiter streuen. Der Umfang wurde übrigens wieder auf 68 Seiten angehoben.

Wie „free2read“ gehen soll [wo gibt es das Magazin?], behielt man zunächst lieber für sich. Immerhin kann man die neuen Ausgaben nun für 1 Euro inkl. Versandkosten im Verlagsshop erwerben.
Seit heute gibt es über die Ostertage bis zum 1. April ein kleines Goodie: Man kann sich die erste Ausgabe des free2read-Konzepts kostenlos unter www.raptor.de/getit/lv1.pdf herunterladen (PDF, 9,3MB; besteht nur aus stark komprimierten JPGs) und selbst ein Urteil über das Heft bilden.

R.I.P. PC Action – Angesehen Ausgabe 1/2013

Seit heute liegt die neue Ausgabe der PC Action im Handel, Heft 1/2013, Ausgabe Nummer 204. Was gibt es über die letzte Ausgabe zu sagen? Immerhin Computec beendet das Kapitel mit einem Gewissen Anstand, soll heißen, bereits auf dem Titel, aber auch im Editorial und in der „Vorschau“ wird drauf hingewiesen, dass das Januar-Heft die letzte Ausgabe ist. Alle Redakteure dürfen sich brav auf der Teamseite verabschieden und den Lesern noch schnell die PC Games ans Herz legen, das war’s dann aber auch. Magere 116 Seiten Umfang gibt’s noch, darin enthalten sind sechs ganzseitige Anzeigen (vermutlich einige Gegengeschäfte), ne Drittelseite und eine halbe Seite Werbung, sowie sieben einseitige Eigenanzeigen.

Ein Special zum Abschied, wie ein Rückblick auf Höhen und Tiefen der fast siebzehnjährigen Geschichte gibt es nicht. Der Inhalt ist genauso belanglos, wie die Monate zuvor. Vielleicht ist das aber auch einfach nur konsequent. Die PC Action starb die letzten zwei Jahre einen langsamen und qualvollen Tod. War sie doch eh nur noch eine umgelabelte PC Games ohne eigene Seele. Die recht aufwendig gemachte Web-2.0-Webseite wurde schon vor gefühlten Ewigkeiten wieder eingestampft, das Forum quasi wortlos geschlossen und zu guter Letzt das Kommentarsystem der Webseite auf Facebook umgestellt.

PC Action hat seit ihrer Konzeptionsänderung mit Ausgabe 02/1999 zum Krawall-Magazin stark polarisiert. Zahlreichen Foren-, Blog- und Webseitenkommentaren ist zu entnehmen, dass dieses Image dem Heft bis zur letzten Ausgabe anhaftet. Das ist in mehrerlei Hinsicht interessant. Es zeigt einmal mehr, dass es „für den ersten Eindruck keine zweite Chance“ gibt. Es zeigt, dass das Vorurteil des pubertären Spielemagazins von seinen Kritikern mit viel Liebe und Hingabe über Jahre gepflegt wurde, ohne sich mal die Mühe zu machen es auf seinen Bestand zu überprüfen.

Einen ganz massiven Vorwurf kann man in diesem Punkt auch Computec machen. Denn so, zumindest nach offiziellem Sprachgebrauch, beschnitt man die PC Action um ihren polarisierenden Humorteil, um sie massenkompatibler zu machen und so letztlich langfristig ihr überleben zu sichern. Blöd nur, wenn außer den Stammlesern, die die PC Action kauften, weil sie eben war wie sie war, niemand sonst was davon mitbekommen hat. Kommunikation zur Neuausrichtung für den Arsch und damit hätte man sich diesen Zirkus auch sparen können.

PC Action hatte ein Alleinstellungsmerkmal und dieses hat man ihr genommen. Danach hatte sie schlicht keine Existenzberechtigung mehr. Man braucht als Verlag nicht zwei identisch ausgerichtete Hefte. Die Auflage ist nach der Konzeptänderung schlicht zerbröselt und im Editorial gibt man letztlich auch indirekt zu, dass die seit IVW-Austritt kommunizierte Auflage von stabil 28.000 damit nicht gestimmt haben dürfte „stetig sinkende Verkaufszahlen im Einzelhandel“.

Die „So testen wir“-Seite mit den Vorsätzen der Redaktion spricht im übrigen auch Bände, denn unterhalten hat der Schreibstil seit der Konzeptänderung nicht mehr. Noch bitterer ist im übrigen nur noch der Hinweis, dass auf den Leserbriefseiten beim Beantworten der abgedruckten Briefe keine Gnade gekannt wird – denn diese Seiten wurden längst gestrichen.

Ich bin kein PC-Action-Stammleser gewesen, möchte mich an dieser Stelle aber bei Jo und Ralph für zwei Staffeln „PC Action kocht“ bedanken – ihr habt mich auf den DVDs köstlich unterhalten. *verbeug*