Alle Systeme ein Heft, gigantische Druckauflage und das alles zum konkurrenzlosgünstigen Mitnahmepreis von nur einem Euro. Mit dem Heft wird der stätig wachsende Kreis von Casualgamern erschlossen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich habe nicht die Pressemitteilung der Video Games Aktuell aus dem Jahre 2003 recycelt. Bei dem beschriebenen Heft „Games and More“ handelt es sich um Computecs neusten Versuch mal wieder unter anderem einige der Millionen von Wii- und Nintendo-DS-Käufer zu erreichen, die beharrlich einen Bogen um „Wii Player – Das Magazin“ machen.
Missglückter Einstieg
Was erwartet man, wenn man ein neues Heft aufschlägt und auf die dritte Seite blickt? Genau, ein „Hallo hier sind wir und wir wollen dieses und jenes“. Was zum guten Ton eines Heftes gehört, fehlt bei Games and More völlig – das Editorial. Völlig ohne Vorbereitung bekommt der geneigte Käufer das Inhaltsverzeichnis präsentiert und kann sich sofort vom Nichtinhalt des Heftes überzeugen.
Newshighlights
Erwartungsgemäß beginnt Games and More auch wie jedes andere Spieleheft zu erst mit den News. Abgedruckt werden hierbei höchst spannende Meldungen wie „GTA IV: Erfolgreichstes Spiel“, Computecs BÄM-Award, Auszeichnungen für Britney und Tokio Hotel, sowie Harry Potter lässt in New York die Hüllen fallen.
Games: Alle Highlights aus der Spielewelt
Der Rubrikname lässt ein wenig hoffen, wobei – Singstar wurde ja schon auf dem Cover angedroht. Die Titelstory erstreckt sich dann doch über ganze vier Seiten und stellt einige Spiele vor, die von der Redaktionsleitung der play3 sonst großzügig aussortiert werden. Die optische Aufmachung ist in der Theorie sogar ganz ansehnlich, problematisch wird’s dann, wenn die dünne, weiße Schrift im rot-braunen Farbverlauf versinkt.
Eingeschoben werden Hits für die Weihnachtszeit, wobei es sich hier um nichts Anderes als um eine auf vier Seiten aufgeblasene Releaseliste handelt, nett bebildert und mit ein paar kurzen Texten aufgelockert.
Tatsächlich haben es auch noch ein paar Artikel in den Vorschauteil geschafft – Need for Speed: Undercover, Tomb Raider: Underworld und Litte Big Planet sind sogar ganz hübsch aufgemacht und sind inhaltlich auch in Ordnung.
Zum Abschluss gibt es noch mal eine knappe Übersicht über DS-Software, wie Gehirn-Jogging, Kochkurs und English Training. Die Beschreibung der Titel fällt dabei immer sehr dürftig aus.
Auf in die Testschlacht!
Ausführlich wird das Testsystem erklärt, wobei dazu gar nicht viele Worte verloren werden müssen. Spiele können entweder „mies“, „ok“, „gut“, „sehr gut“ oder „super“ sein – das ist im Prinzip alles. Die fünf Test-Gebote sind obligatorisch.
Die Tests sind zielgruppengerecht geschrieben und Heftoptik überrascht dadurch, dass relativ viel Text vorhanden ist, Bilder nicht dazu genutzt werden, um die Seite irgendwie zu füllen und sämtliche Hintergründe weiß sind.
Von der Auswahl der Spiele darf man keine großen Überraschungen erwarten, Star Wars, Spore, Buzz!, Sims und ähnliche Titel warten.
and more: Alle Entertainment-Highlights.
Wirkliche Überraschungen darf man hier nicht erwarten. Die Filme sind „powered by“ Widescreen-Vision, die Musiktests von SFT und die Redaktions-Charts natürlich von Nowdio. Tiefgang sollte bei den Techniktests nicht erwarten, bei den Produktabbildungen wurde tief in die Photoshop-Kiste gegriffen.
Spaß mit Excel
Die letzten Seiten des Heftes sind mit haufenweise Tabellen gefüllt. Eine Doppelseite über Budgetspiele und -filme, Toplisten für alles und jeden: Action- und Partyspiele, Smartphones, Heimkinoanlagen und Flachbildfernseher für 1.400 bis 5.200 Euro, die alle durchgängig „super“ abgeschnitten haben.
Leserbriefe oder auch FAQ
Was im Editorial fehlt (da nicht vorhanden) muss halt wo anders nachgeholt werden.
Kann ich ein Abo haben? Nein
Bleibt der Preis bei 1 Euro? Ja (schlechte Witze spare ich mir an dieser Stelle)
Welche Spiele kommen ins Heft? Eine kleine Auswahl, was Anderes ist bei 68 Seiten ja auch gar nicht möglich.
DVD, Film, Vollversion? Nein. Aber das haben viele vor uns auch schon gesagt.
Was war vor 10 Jahren?
Oh Gott, ich werde alt. Erster MP3-Player, Nokia 5110 und Gran Turismo. Man hätte den Platz auch schlimmer verschwenden können.
Was will Games and More eigentlich?
Darüber bin ich mir wie bei Computecs bisherigen Versuchen im Casualgefilde zu wildern nicht ganz im klaren. Die Optik ist von ein paar kleinen Fehlgriffen abgesehen sehr ruhig und ansprechend und wirkt durchaus erwachsen. Die Spieleauswahl passt wie „Faust aufs Auge“, ist unterm Strich aber nicht allzu umfangreich.
Viel zu lesen gibt es nicht, mit 68 Seiten ist das Heft nicht nur sehr kurz, es enthält auch nur 53,5 redaktionelle Seiten, von denen auch noch vier in Tabellen verschwinden. Die Anzeigen sind nicht immer sehr zielgruppenspezifisch und auch von der Klingelton-Pest wird man nicht verschont. Ebenso wie zu erwarten, dadurch aber auch nicht besser werdend, wird das verlagseigene Crossmarketing fast bis auf die Spitze getrieben – lediglich ein vierseitiges Lobgehudel auf Sqoops fehlt – aber was nicht ist kann noch immer werden…