Archiv für Juni 2007

Es war einmal… Video Gaming X

Manche Projekte stehen eben von Anfang an unter keinem guten Stern… So experimentierte Anfang 2002 der IDG Verlag mit einer deutschen GamePro-Ausgabe. Die mit € 6,50 ziemlich teure 132 Seiten dicke Nullnummer lag von März bis Mai am Kiosk und enthielt eine DVD mit unkommentierten Videos. Die Zielgruppe waren eher ältere Leser, sonst hätte man sich kaum für „Sie“ als Leseransprache entschieden.

Im Mai ging schließlich die „Video Gaming X“ an den Start. Man bemühte sich eine klare Leseführung durch extrem starke Rubrikkennzeichen zu gewähren, verzettelte sich jedoch gnadenlos, in dem man die Spiele kurzerhand nach Genres sortierte und Previews und Tests vermischte. Im Vergleich zur „GamePro“ war das Layout weniger bunt – dafür amateurhafter, als Ansprache wurde ebenfalls „Sie“ gewählt. Man zielte also eher auf die ältere Leserschaft, wenn auch im Gegensatz zur „GamePro“ auf Neueinsteiger und nicht auf „Profizocker“. Heute würde man wohl „Casualgamer“ sagen. € 3,50 ist natürlich ein deutlich geringerer Preis als beim direkten Mitbewerber, insgesamt für 100 Seiten zum damaligen Zeitpunkt allerdings auch kein Schnäppchen.

Es folgten einige ruhige Monate, bevor das Heft am 13.09.2002 monatlich an den Start gehen sollte – preislich und umfangstechnisch unverändert. Inhaltlich tat sich so gut wie gar nichts, man sog sich bei den Previews jetzt lediglich eine Potenzialwertung in Prozent aus den Fingern. Gravierende Inhaltliche Mängel blieben und wurden auch nicht behoben: Wenn sich schon dafür entscheidet die Einzelwertungen in Prozent anzugeben (Grafik, Ton, Bedienung, Spielspaß) hätte es durchaus Sinn gemacht, dass sich Unterschiede zwischen Cube, PS2 und Xbox auch entsprechend niederschlagen. Taten sie aber nicht, eine Wertung für alle Systeme. Überhaupt trieb der Infokasten seltsame Blüten. Da liegt ein Testmuster für PS2 mal nicht vor, ist aber laut Hersteller nahezu identisch mit der Xbox-Version. Also wird es kurzerhand so im Layout markiert, als wäre es getestet worden – zumindest wird ungewollt dieser Eindruck erweckt. Erschwerend kommt hinzu, dass man in keiner der fünf erschienenden Hefte es ordnungsgemäß schaffte darzustellen, für welches System nun Umsetzungen geplant sind und für welches nicht.

Beispiel gefällig?
„Umsetzung: Nicht geplant“. Rein logisch müsste das System grau gekennzeichnet werden, wurde der GBA z.B. beim NFS: Hot Pursuit 2-Test auch. Allerdings nur links oben am Seitenrand, rechts im Infokasten ist der GBA hingeben als „vorhanden“ markiert. Eine Cube-Version soll Zeitgleich erscheinen, die Redaktion hat kein Testmuster, trotzdem sieht es so aus, als wäre die Fassung vorhanden.

Weiteres Ärgernis, unter keinem Artikel steht ein Redakteurskürzel, die Beiträge von Chefredakteur „Richard Löwenstein“ lassen sich nur dadurch erkennen, dass dieser scheinbar die Apostrophe nicht findet und stattdessen immer die Accent-Taste benutzt.

Unverständlich bleibt auch, warum ein Heft für die ältere Zielgruppe eine peinliche Figur namens „Max Game“ für die Leserbriefseiten bekommt.

Bereits 14 Tage vor dem Launch der ersten regelmäßigen Ausgabe ist eigentlich schon klar, warum das Heft einfach scheitern muss, Inhalt hin, Inhalt her. Die „GamePro“ ist Ende August auch aus ihrer Testpause zurück und prescht mit 140 Seiten inkl. DVD zum Einführungspreis von 2,99 auf den Markt. Zwar wird nun mit „ihr“ ein jüngeres Publikum anvisiert, dennoch ist klar, dass die kleine „VGX“ nicht den Hauch einer Chance haben wird. Der Dumpingpreis wird auch noch zwei weitere Ausgaben bleiben, der Umfang schwillt derweil in der Weihnachtszeit auf 156 Seiten an. Während die „GamePro“ mit der Ausgabe 01/2003 ihren normalen Preis von € 4,99 erreicht, vermisst man selbige bei der „Video Gaming X“. Der media Verlag hat bereits die Notbremse gezogen und die Dezember-Ausgabe liegt bis Mitte Januar am Kiosk. Mit etlicher Verspätung erscheint dennoch ein Februarheft, ohne ein Wort darüber zu verlieren stellt man auf zweimonatliche Erscheinungsweise um, was aber wenig nützt. 02/2003 ist bereits die letzte Ausgabe, anstelle von VGX 04/2003 erscheint Ende März die nächste und vorerst letzte Totgeburt des media Verlags, ein völlig missratener Versuch aus dem Namen „PC Joker“ kapital zu schlagen.

Richy, einst Chefredakteur des original „PC Joker“ schlägt laut eigener Aussage das Angebot aus die Wiedergeburt zu leiten und wendet sich ein halbes Jahr später lieber einem neuen Projekt zu, dem „Cube Magazin“.

Offiziell ganz eingestellt wurde die „Video Gaming X“ übrigens nie, der Titel ruht bis heute.

Daten und Fakten:
Start: 03. Mai 2002 / 13.09.2002
Erstausgabe: 01/2002 / 10/2002
Finalausgabe: 02/2003
Ausgaben gesamt: #5
Verlag: media Verlagsgesellschaft mbH
Segment: Multiformat-Magazin
Erscheinungsweise: monatlich
Copy-Preis: EUR 3,50
Chefredakteur : Richard Löwenstein
Druckauflage: 65.000 Exemplare (Verlagsangabe)

Heftvorstellung: Wii-Magazin

BriStein (bzw. jetzt Live Emotion) und Nintendo sind schon so eine Sache für sich. Aus der 64 Power wird Big.N. Obwohl das N64 tot ist, lässt man stattdessen das PlayStation-Magazin PowerStation draufgehen und bringt Big.N zweimonatlich durchs Jahr 2001. Der GameCube startet, die Big.N auch und zwar wieder jeden Monat. 2003 kommt die Xbox-Games auf den Markt und wird zum Erfolg. Big.N bekommt ein neues Gesicht und nennt sich von nun an N-Games. Der Cube hat nun doch nicht so eingeschlagen wie erhofft, erst kommt die N-Games zweimonatlich und zu guter Letzt 1/4 jährlich. Bei der Erscheinungsweise kann man sich ein Testheft auch schenken und mit der im Dezember 2005 erscheinenden Ausgabe 01/2006 ist Schluss. Die Seele der Redaktion bzw. des Verlages schlägt aber immer noch für Nintendo und so kommt ein Jahr später das Wii-Magazin. Nun muss ich auch weiterhin auf ein brauchbares PlayStation-Magazin verzichten, aber das tut hier nichts zur Sache 😉

Titelseite:
Das Cover ist aufgeräumt und das Text/Artwork-Verhältnis stimmt auch. Leider wirken Schrift und die gelbe Farbe inzwischen reichlich altbacken, hier ist man schlicht irgendwann in der Zeit stehengeblieben. Das Heftlogo passt zwar farblich gut zu Nintendo, ist jedoch insgesamt sehr ausdruckslos und bietet am Kiosk einen viel zu geringen Wiedererkennungswert.

Seite 3:
Dass Editorials generell nur ne 1/3 Seite bekommen ist schon lange Tradition beim Verlag. Inhaltlich sind sie jedoch gut vertretbar, enthalten öfters die ein oder andere Anekdote und sind auch in sich stimmig. Der Rest der Seite wird mit einem Retroblog belegt — das „Nähkästchen“ der 64 Power quasi.

Layout:
Allgemein lässt sich folgendes festhalten: Die Zeiten der herrlich bunten Layouts der Lizenzausgaben von Paragon Publishing aus den 90ern sind lange, lange vorbei. Zwar setzte man schon bei den Vorgängerheften auf relativ „ruhige“ Layouts, das Wii-Magazin geht aber noch einen Schritt weiter. Das Heft ist auf strahlendweißes, glattes Papier gedruckt und verzichtet vollständig auf (bunte Artwork) Hintergründe. Sämtliche Farbtöne sind dezent gewählt und an keiner Stelle knallig. Puristisch und aufgeräumt kann man das Gesamtwerk dennoch nicht nennen, dazu jedoch später mehr.

Inhaltliches:
Nach dem Editorial folgt typische BriStein-Kost, jeder der ein Heft des Verlages in den letzten Jahren gelesen hat, wird sich sofort zurechtfinden. Einige Newsmeldungen mit je einem Screenshot, ein Newsflash am Seitenrand, der digitale „Wunschzettel“ Most Wanted und Gamewatch (die Terminübersicht).

Weiter geht’s mit einem Feature, welches man meist auch in ähnlicher Form auch im Schwesterheft Xbox Games sieht.

Der Previewteil ist relativ kurz im Vergleich zu manch anderem Heft und hat auch oft nur Drittelseiten Vorschauen. Angesichts des Zweimonatsrhythmus ist dieses Vorgehen aber auch sinnvoll. In der Heftmitte liegt das obligatorische Din A2-Doppelposter.

Test:
Das Herzstück (und der Kaufgrund) des Heftes. Die Tests sind allesamt liebevoll und gnadenlos Subjektiv geschrieben. Wer darauf nicht steht, sollte sich lieber nach einer Alternative umsehen, wobei die Auswahl eher gering ist.

Grafik, Sound, Spielspaß, Steuerung und Multiplayer werden im 10er-System bewertet, die Endwertung gibt’s in Prozent und den Award ab 90.

An der Optik gibt es jedoch den ein oder anderen Punkt zu bemängeln. Die Balken zeigen die Einzelwertungen nicht wirklich gut erkenntlich an, man braucht erst mal eine Eingewöhnungsphase, bis sich 7/10 und 8/10 auf Anhieb auseinander halten lassen. Der Bildanteil ist hoch, manchmal zu hoch und vor allem ungünstig platziert. Das Layout ist an und für sich dreispaltig. Manchmal liegen die Bilder jedoch so, dass nur Platz für eine und eine halbe Spalte Text ist. Sieht unschön aus und ist auch nicht sonderlich angenehm zu lesen. Der Test von Eledees in Ausgabe 04/2007 ist 4 Seiten lang. Auf der dritten Seite befinden sich jedoch nur Bilder, der Text geht erst auf der vierten weiter. Das behindert den Lesefluss unnötig. Zu guter Letzt schaffen es manchmal auch nur 3 Zeilen in eine Spalte, was ebenfalls in die Kategorie „Kein Weltuntergang, aber müsste trotzdem nicht sein“ fällt.

Es folgen einige Hardwaretests, bevor es mit 14 Seiten „Virtual Console Games“ weitergeht. Jedes Spiel bekommt eine Drittelseite eingeräumt, bestehend aus 17 Zeilen Text und drei Screenshots. Dazu gibt’s eine Endwertung in Prozent, sowie Angaben zu Kosten, Multiplayermodus und Hersteller. Auf sieben weiteren Seiten folgen Nintendo DS-Spiele. Das Layout ist hier durchgängig gelungen, Viertelseiter müssen dennoch eigentlich nicht sein.

Post:
Scheinbar gibt es immer noch Menschen, die gerne schreiben und scheinbar gibt es auch immer noch Verlage, die das gerne abdrucken. Auf gigantischen 6,5 Seiten werden Leserbriefe abgedruckt, die auch mal länger als zwei Zeilen sein dürfen. Das Posthüttenmaskottchen „Onkel Tom“ beantwortet alle abgedruckten Briefe und ist mit seinen Anmerkungen immer wieder für Schmunzler gut.

Tipps und Tricks:
Bei den meisten Heften ist dieser Teil inzwischen rausgeflogen, im Wii-Magazin ist er immer noch im ausreichenden Maße vorhanden. Es gibt Cheats und Tipps auf 4 Seiten in winziger Schrift, sowie eine 6seitige Komplettlösung.

Bestenlisten:
Auf 6 Seiten Erfolgen die Top5 in verschiedenen Genres für Wii, DS und VC, auf 5 weiteren Seiten folgt ein GameCube- und ein Wii-Testindex. Insgesamt geht zwar recht viel Platz dabei drauf, mit 124 Seiten Umfang ist das Wii-Magazin aber das dickste Nintendo-Heft.

Fazit:
Inhaltlich wird nichts falsch gemacht, Sprache, Geschriebenes und Wertungen stimmen. Auch die Übersicht über VC-Games ist bei keinem anderen Heft auch nur Ansatzweise so gut. Nachgebessert werden müsste an einigen Stellen dennoch. Das Layout im Testteil ist teilweise einfach unmöglich und die ganzen grauen Schriften nerven. Logo und Award sollten auch dringend überarbeitet werden, sie sind einfach zu ausdruckslos.

Trotz Sommerpause, die der Verlag auch unter neuem Namen jedes Jahr macht, was gar nicht geht: Die aktuelle Ausgabe wird DREI Monate am Kiosk ausliegen. Leute, das hat bei der N-Games schon nicht geklappt und ein gewisses Maß an Aktualität MUSS einfach gewahrt werden.

Daten und Fakten:
Start: 06. Dezember 2006
Erstausgabe: 01/2007
Verlag: Live Emotion Verlag GmbH
Segment: Nintendo-Magazin
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Copy-Preis: EUR 3,50
Redaktionsdirektor: Martin Mirbach
Druckauflage: Nicht bekannt