Archiv für März 2009

Es war einmal… playKULT

Irgendwo, tief in den Bergen Bayerns versteckt, sitzt ein kleines Verlagshaus, auch heute noch. Dieses machte sich durch ein besonders frisches und günstiges PlayStation-Magazin einen Namen. Doch es sollte die Zeit kommen, in der ein Generationswechsel anstand. Und so machten sich die Leser gespannt zum Kiosk ihrer Wahl auf und wollten sich überraschen lassen.

Eine Überraschung war dem Verlag gelungen, allerdings keine positive. »playKULT« trat die Nachfolge von »World of PSX« an und machte alles anders, aber nichts richtig.

Vorgeschichte

»World of PSX« war ein freakiges, preisgünstiges PlayStation-Magazin mit unglaublich unterhaltsamen Leserbriefen und einem Hang dazu außergewöhnliche Themen aufzugreifen, wie „Thrill Kill“ oder einem Programmierkurs für Net Yaroze. »playKULT« bot all dies nicht.

Beim media Verlag hatte man scheinbar kein sonderlich großes Interesse daran, die alte Leserschaft mitzunehmen, anders ist der völlige Inhaltswandel bei »playKULT« nicht zu erklären. Neue Redaktion, neue Anrede (Sie statt ihr), neue Zielgruppe (Einsteiger statt Freaks) und vor allem ein neuer Preis (DM 7,50 statt DM 4,95).

Zum Scheitern verurteilt

playKULT 01/2001Die Gründe, warum »playKULT« nicht funktionieren konnte, waren einfach wie zahlreich.

Zunächst einmal wäre neben dem viel zu hohen Preis die furchtbare Covergestaltung anzuführen. Erfahren hat man über den Heftinhalt eigentlich nichts, in erster Linie ging es darum das Cover mit möglichst vielen Phrasen vollzustopfen „Kurz vorgestellt: Die besten PlayStation-Spiele“, „Aktuelle DVDs im Überblick“ waren die „Hightlights“ in Ausgabe eins.

Ausgabe zwei bemühte sich möglichst alles mit Ausrufezeichen zu versehen „Lückenlos! Neue PS2-Games im Härte-Test!“, „TOP-aktuell! Die besten PSone-Spiele!“ usw. usf.

Ebenfalls beliebt, Handys mit aufs Cover hieven. Sie stellten in der dritten und letzten Ausgabe sogar eine der Coverstorys.

Ein weiterer, wenn nicht sogar der wichtigste Grund zum Scheitern, war der grottenschlechte Schreibstil. Bereits nach der ersten Ausgabe durfte man das Phrasenschwein zur Gattung der bedrohten Tierarten zählen. Die Mischung von zwanghaft lustigen Wortspielen, Schenkelklopfern, seriös-nüchterner Ausdrucksweise, pseudo coolem Getue (Spiele haben Thrill, nicht Nervenkitzel) bei gleichzeitiger Erklärung von KI oder Multiplayer, wollte man einfach nicht freiwillig lesen.

Weitere Stolpersteine zum Glück

playKULT 02/2001Die Erscheinungsweise ist mit zweimonatlich äußerst unglücklich gewählt und unterstreicht noch einmal das schlechte Preisleistungsverhältnis. Es gibt viel zu viele Kurztests bei nur 116 Seiten Umfang, zumal man mit PS2 und PSone beide Sony-Systeme abgedeckt hat und viel auf Gequetsche auf einer Viertelseite hinausläuft. Die Mitbewerber haben einfach mehr geboten.

Das Wertungssystem von 0 bis 10 Punkten in 0,5er Schritten war etwas unglücklich. Es ist seiner Leserschaft nur schwerlich zu vermitteln, warum man beim Vorgängerheft keine zwei Jahre zuvor vom 10er auf das Prozentsystem wechselte und nun wieder eine Rolle rückwärts macht.

Platzverschwendung und ebenfalls nervig: Die Wichtigtuerei auf den Tipps-Seiten vom zuständigen Redakteur.

Letzte Atemzüge

playKULT 03/2001In der dritten Ausgabe versucht man noch ein paar Farbkorrekturen, hat aber schon mit 16 Seiten weniger Umfang zu kämpfen. Ein beigelegter Crazy Taxi-Aufkleber kann diesen Verlust nicht auffangen. Zudem ist beispielsweise die Teamseite der Sparaktion zum Opfer gefallen, ohne dass das Inhaltsverzeichnis davon Kenntnis genommen hat.

Und so verabschiedet man sich mit den Worten „Die nächste playKULT erscheint am 18.05.2001“.

Keine existente Zielgruppe, keine Käufer, kein Kult.

Daten und Fakten:

Erstausgabe: 01/2001 (08.12.2000)
Finalausgabe: 03/2001 (23.03.2001)
Ausgaben gesamt: #3
Verlag: medie Verlagsgesellschaft mbH
Segment: PlayStation 2-Magazin
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Copy-Preis: DM 7,50 (€ 3,83)
Chefredakteur: Ulf Schneider
Druckauflage: 90.000 Exemplare (Verlagsangabe)

Blätterwald #16 vom 03. März 2009

Computec:
Play3 mit leicht verändertem Coverdesign
Künftig ist das Cover etwas farbintensiver, die DVD-Spalte wurde mit knallgelb hinterlegt und die grafischen Trennelemente wurden etwas verändert.

Neues Play3-Sonderheft
Tipps und Tricks oder Komplettlösungen sind scheinbar immer noch gefragt, also werden sie wieder in einem € 4,99 teuren Sonderheft auf 100 Seiten untergebracht. Ab 04.03 im Handel.

Update Verkaufszahlen
Neue Unternehmenspräsentation, neue Verkaufszahlen der nicht IVW-gemeldeten Hefte:

Auflage laut Unternehmenspräsentation (UP) I/09
Games and More: 65.000 verkaufte Exemplare (-40.000 gegenüber Mediadaten 09)
PC Games WoW: 75.000 verkaufte Exemplare (+5.000 gegenüber UP IV/08)
Kids Gamer: 19.000 (+/- 0 gegenüber UP IV/08)
X3: 19.000 (+/- 0 gegenüber UP IV/08)
Wii Player: 19.000 (+ 1.000 gegenüber UP IV/08)

IDG:
GamePro wird überarbeitet
Kein April-Scherz. Am 1. April kommt die GamePro mit neuem Logo an den Kiosk. Bleibt zu hoffen, dass auch der Rest vom Heft eine überfällige Frischzellenkur bekommt.

Weitere Verlage:
Multimania mit neuem Logo
Das Magazin hat zu seinem kürzlich neu erworbenen Look auch noch ein neues Logo spendiert bekommen. Der Untertitel des Magazins lautet nun „Das Magazin für zeitgenössische multimediale Kultur“.

Neue Retro-Ausgabe
Am 10. März steht eine neue Ausgabe des Magazins »Retro« an. Schwerpunkt diesmal: Ego-Shooter. Das Magazin ist im Bahnhofsbuchhandel oder online hier für € 6,95 erhältlich.