Angesehen: Mobile Gamer #12
Wer sein Herz ausschließlich den Handhelds schenkt, hat es oft nicht leicht. Da gehen die mobilen Helden in den großen Testteilen unter oder werden nahezu komplett auf kläglichen Viertelseitern abgespeist. Dass es auch anders und sogar sehr gut geht, zeigt der Cybermedia Verlag mit „Mobile Gamer“
Kurzgeschichtlicher Hintergrund
Wirklich kioskkompatibel sind Gameboy und Co., von den Pokémonspielen abgesehen, in der Vergangenheit nie gewesen. Dies zeigt sich auch recht deutlich an der Magazinlandschaft. Ende 1998 versuchte sich der BriStein Verlag mit Pocket Power an einem Gameboytitel, stellte diesen Mitte ’99 aber bereits mit der zweiten Ausgabe wieder ein. Die vom Pro Verlag im Herbst 1999 gestartete Fun Color brachte es dann schon auf ein paar mehr Ausgaben, ging letztlich 2001 wieder unter. Mal mehr, mal weniger erfolgreich versuchten in der gleichen Zeit, durch den Pokémonhype beflügelt, weitere aus dem Englischen übersetze Titel hier Fußzufassen, scheiterten häufig aber nach nur wenigen Ausgaben. Ein ernstzunehmender Versuch ein Gameboymagazin zu etablieren kam mit dem Titel „Advance“ erneut von BriStein ende 2001. 132 Seiten, € 4,90 teuer und vierteljährliches Erscheinen. Nach fünf Ausgaben wurde das Projekt Anfang 2003 jedoch ebenfalls beerdigt.
2005 brachte eine Kuriosität mit sich. So wurde vom Prime Verlag „Mobile Player“ angekündigt. Das Heft sollte am 25.05.2005 erscheinen und wurde auch in Richard Löwensteins „Cube Magazin“ beworben. An den Kiosk geschafft hat es der Titel jedoch nie.
Zum PSP-Launch kam von CyPress die wenig glanzreiche Leistung „PSP – Das offizielle Magazin“ (mit Heft #3 zu „play portable“ umgetauft) und nur wenige Tage später Cybermedias „Mobile Gamer“.
Mobile Gamer – Das Heft
Geboten werden 100 Seiten zum Preis von € 3,50, der Werbeanteil liegt bei unter 10%. Pro Jahr erscheinen vier Ausgaben. Hier liegt auch gleich die Achillesferse des Magazins, denn die vier Hefte werden nicht vierteljährlich unters Volk gebracht, sondern wie folgt:
Zweimonatlich als Oktober/November bzw. Dezember/Januar-Heft. Die nächste Ausgabe erscheint zwar erneut im Abstand von zwei Monaten, liegt aber von Februar bis Mai aus. Abschließend gibt es noch ein Heft für die lange Sommerpause von Juni bis September.
Dies führt unweigerlich dazu, dass eigentlich nur in den Herbst und Wintermonaten so etwas wie Aktualität geboten ist, im Frühjahr bzw. Sommer ist diese nur in geringen Ansätzen noch vorhanden. Bedingt durch die extrem langen Pausen sammeln sich dann auch etliche Spiele drin, die zahlreiche Minitests zur Folge haben.
Mobile Gamer – Das Layout
Das Cover versucht den Spagat von Klatschvoll und großes Artwork, beweist bei der Motivwahl jedoch ein eher unglückliches Händchen. Der Innenteil überzeugt jedoch vollends. Auf die runden Web 2.0-Ecken wird verzichtet, man setzt lieber auf schräge, eckige Kanten und setzt sich wohltuend ab. Artworks kommen nur sehr sparsam zum Einsatz, beschränkt wird sich in der Regel auf Screenshots. Comicfiguren oder freigestellte Fotos werden nicht verwendet, die Redakteursköpfe befinden sich auf neutralen, bläulichen Hintergründen. Insgesamt macht das Layout einen klaren, ansehnlichen und erwachsenen Eindruck.
Negativ anzumerken ist die konsequente Weigerung die richtigen Zeichen für Interpunktion zu verwenden. Stur wird jedes Apostroph doch ein Minutenzeichen ersetzt und Anführungszeichen unten sind auch nicht vorhanden. Stattdessen gerade Anführungszeichen, was sich noch ansatzweise verschmerzen ließe, häufig kommen auch ausschließlich schließende Anführungszeichen oben zum Einsatz.
Mobile Gamer – Der Inhalt
Ein Newsteil macht bei der eingangs erwähnten langen Auslagezeit nicht wirklich Sinn und ist deswegen auch recht knapp gehalten. Es folgen eine Hand voll Previews. Seuchenartig verbreitet hat es sich inzwischen auch schon bei Vorschauartikeln sich eine Prozentprognose aus den Fingern zu saugen, die Entwicklung macht leider auch bei „Mobile Gamer“ nicht halt. In der zwölften Ausgabe (Juni-September 2009) hat man sich im Aktuellteil Casualtiteln wie „Mein Englisch-Coach“ oder „Mindstorm“ angenommen. Diese werden glücklicher Weise im 10er System bewertet. Bevor es zu den Tests geht, gibt es noch ein Feature zum Thema „Good Bye Gameboy“.
Bei den Tests gibt ein bis zwei sehr ausführliche Meinungskästen mit persönlicher Redakteurswertung im 10er System. Grafik, Sound und Multiplayer werden ebenfalls im 10er System bewertet, der Spielspaß wird in Prozent ausgewürfelt.
Interessant dürfte für die DS-Spieler der Extrakasten „DS-Faktor“ sein, in dem auf den Einsatz von Dualscreen, Touchscreen und Mikrofon gesondert eingegangen wird und somit eine bessere Einschätzung des Spiels ermöglicht. Bei den 1/6 Seiten Tests fällt dieser Komfort natürlich flach.
Der anschließende Serviceteil enthält etwas Technik, ein Heldenporträt (aktuell Donkey Kong), Leserbriefe und Tipps. Der von der großen Schwester „MAN!AC“ bekannte Extended-Teil darf auch hier nicht fehlen. Behandelt werden hier einige Handyspiele, GBA-Überbleibsel, PSone-Spiele für die PSP, Pocket-PC-Games und eine kleine Reportage (Game & Watch)
Abgeschlossen wird das Heft mit einem Retrorückblick, in diesem Fall „Die Schlümpfe“ und dem Ausblick zum nächsten Heft. Ein genauer Erscheinungstermin ist leider nicht angegeben, der Leser muss sich mit „Ende Monat XYZ“ begnügen.
Mobile Gamer – Das Fazit
Im Prinzip lässt sich „Mobile Gamer“ nicht viel zu schulden kommen. Die optische Gestaltung ist überwiegend stimmig, das Heft ist an die Bedürfnisse von Handheldspielern angepasst und auch die Texte sind in Ordnung. Die Specials sind nett und bedingt durch die Ausrichtung bekommt man in keinem anderen Heft auch nur ansatzweise so viele Infos zu NDS und PSP, wie hier.
Der größte und eigentlich auch einzige wirkliche Kritikpunkt ist die Erscheinungsweise. Vier Ausgaben im Jahr sind viel zu wenig, vor allem wegen den großen Abständen in den wärmeren Monaten.
Schaut’s euch einfach mal an und genießt ein gutes Videospielheft.