Magaziniac intern: Adobe 2021, Teil 1

Adobe, du gehst mir mittlerweile ganz gewaltig auf den Sack. Nach dem der Elefant im Raum benannt wurde, kommen wir doch mal zu den Einzelheiten. Denn auch das 2021er-Update – immerhin schon Ende Oktober 2020 erschienen – macht vor allen Dingen eines: Ärger.

Der Fluch von Photoshop 2021

Für faule Bildbearbeiter oder Menschen mit großem Zeitdruck „Hallo Druckdatenabgabe“ gibt es ein paar neue Features, die man durchaus haben möchte. Zum einen wären da die Funktion „Himmel austauschen“, die zwar nicht perfekte, aber wenn’s eben schnell gehen soll, wirklich brauchbare Ergebnisse produziert. Zusätzlich gibt es über die Cloudfunktion ein paar neue Filter, die wunderschön Hautstrukturen und Haare glätten ohne dabei künstlich auszusehen, sowie ein paar Spielkram-Geschichten, wie Laune des Gesichts ändern oder die Blickrichtung eines Person im Foto künstlich drehen. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Zusätzlich bietet Camera Raw in der neusten Version einen neuen „Super Resolution“-Filter, der Bilder mit Hilfe des maschinellen Lernens größer rechnet. Die Methode funktioniert wesentlich besser als „Bikubisch glatter“ oder „Details erhalten 2.0“. Es sind also durchaus Gründe vorhanden, warum man dieses Update haben möchte.

Gibt es Schattenseiten? Aber selbstverständlich, denn in mittlerweile gewohnter Routine schafft es Adobe Dinge zu schrotten, die nicht kaputt sein dürften. So ist es im Arbeitsumfeld nicht unüblich, dass man auf einem Netzwerklaufwerk arbeitet und Daten auch mal nachträglichen bearbeiten bzw. austauschen muss. Also, „Bild öffnen“, „bearbeiten“, „speichern“ – Mist, geht nicht. Es erscheint schlicht eine Fehlermeldung, dass nicht gespeichert werden kann. Man muss seine Änderung also lokal speichern und zurück aufs Netzwerklaufwerk kopieren. Geht man in den Ursprungsordner, findet man allerdings schon einige Kopien des Bildes mit kryptischen Dateinamen – eine für jeden gescheiterten Versuch zu speichern.
Das Pipettenwerkzeug zeigt normalerweise einen Auswahlring an – tat es nicht. Die Pinselvorschau für Härte und Deckkraft war kaputt, der Reperaturpinsel funktionierte nicht. Traumhaft. Die Probleme sind inzwischen gefixt und trotzdem nutze ich nun wieder Photoshop 2018, weil noch mehr Dinge kaputt sind. So hatte ich es beim Freistellen mit dem Pfadwerkzeug nun schon dreimal, dass auf einmal nur noch ein Bildausschnitt zu sehen war, die Leisten mit den Maßeinheiten, aus denen man die Hilfslinien rausziehen kann waren noch sichtbar, aber leer. Und als Krönung konnte man das komplett Bild verzerren [ohne entsprechende Funktion anzuwählen] nur durchs Verziehen des Dateifensters. In dem Fall hilft nur Speichern, schließen neu machen und alles ist wieder wie es soll. Führt zwar nicht zu Datenverlust, ist aber nervig. Nervig ist auch, wenn man mehrere Bilder auf einen Schlag öffnet – so zehn Stück – wird nur das erste auch angezeigt. Alle dahinter aufgereiten Bilder (ich nutze keine Tabs in Photoshop) werden grau angezeigt und offenbaren ihren Bildinhalt erst, wenn man beispielsweise die Zoomfunktion einmal nutzt, das Fenster verschiebt oder ähnliches.

Das lange Leiden mit InDesign 2021

InDesign 2021 geizt wie gewohnt mit Feature-Updates, man könnte fast meinen, Adobe hält das Programm langsam für fertig entwickelt, obwohl Beispielsweise immer noch simpelste Diagrammfunktionen nicht und Formoptionen nur minimal vorhanden sind. Immerhin, eine nette Neuerung gibt es – endlich kann man Dokumente nach verwendeten Farbfeldern durchsuchen und findet so schnell die Stelle, wo sich noch etwas Ungewolltes versteckt. Und tatsächlich hat man nach über einem Jahr es geschafft Geisterordner und nicht nutzbare Mac-Systemschriften endlich zu fixen. Ansonsten gibt es für das Update nur einen Grund: Gruppenzwang. Zwar lässt sich jedes alte Dokument in einer neuen Programmversion öffnen – mit manchmal kleinen unerwünschten Nebenwirkungen, weil runde Ecken dann wirklich rund sind „Illustrator-Rund“ und nicht mehr „InDesign-Rund“ (nicht ganz rund). In der Regel sind solche Sachen aber zu verschmerzen bzw. leicht zu beheben und treten verhältnismäßig selten auf. Der umgekehrte Weg funktioniert aber nicht. Ich kann kein InDesign 2021-Dokument in InDesign 2020 direkt öffnen. Dafür muss der Ersteller zunächst eine idml-Datei mitliefern, die – vereinfacht ausgedrückt – die Datei in ihre Grundbestandteile zerlegt und von „Ballast“ wie eingebetteten Vorschaubildchen befreit. Alternativ kann ich, wenn keine idml vorhanden ist, das Dokument über die Cloud konvertieren lassen. Dafür wird das Dokument dann „kurz“ ins Netz geladen, konvertiert und ich bekomme die idml zurück. Haken an der Geschichte: Das kann schon mal ein bisschen Dauern und nervt, wenn man viele Dateien bearbeiten muss. Auch das Öffnen einer idml dauert je nach Komplexität der Ursprungsdatei wesentlich länger als das Öffnen einer normalen InDesign-Datei „indd“. Nebenbei gehen auch Sortierungen bei den Absatzformaten verloren, im frischen Dokument ist alles alphabetisch sortiert und nicht so, wie man es selbst gemacht hat – häufig verwendete Formate oben.

Woher kommt der Gruppenzwang? Nun, egal ob kleine Grafikklitsche oder großes Filmstudio – es gibt immer Menschen, die blindlings jedes Update sofort runterladen und anschließend in den Adobeforen/Uservoice rumheulen, dass irgendwas Fundamental wichtiges nicht mehr geht. Dummerweise hat man davon recht schnell recht viele und Adobe pflegt nicht wie Firefox ein „Extended Service Release“, also eine stabile Version, die weiter mit Sicherheitsupdates und Bugfixes, nicht jedoch mit neuen Funktionen versorgt wird. Also ist der Wechselzwang so groß, dass das Update auf den Rechner muss, ob gewollt oder nicht.

Nun, welche „Freuden“ hat uns InDesign 2021 mitgebracht? Zunächst einmal als neue Minimal-Voraussetzung Mac OS 10.14. Da Apple jedes Jahr ein neues Betriebssystem raushaut und diese in ihren .0-Realeses ähnlich bugfrei wie die Adobe-Programme sind – nämlich gar nicht, will man die auch nicht direkt haben. Also erste Hürde: Der Mac muss so neu sein, dass das gewünschte Betriebssystem noch drauf läuft. Gemein gesagt legt Apple das willkürlich fest und Apple und Adobe spielen sich so gegenseitig den Ball von Updatezwang und geplanter Obsoleszenz zu. Dein Mac funktioniert noch tadellos und genügt auch für deine Zwecke aus? Egal kein direkter Weg mehr das neue Betriebssystem zu installieren. Kein neues Betriebssystem? Keine neue Adobe-Version. Der Rechner, auf dem InCopy für Redakteure läuft, damit sie die Textfelder in InDesign-Dokumenten bearbeiten können, muss keine moderne Hightech-Maschine sein. Aber unsere zwei Lieblingsfirmen sorgen schon dafür, dass langfristig niemand an einer „alten Klapperkiste“ arbeiten muss.

Netzwerklaufwerke hat Adobe gerade gefressen – nach den Geisterordner von InDesign 2020 (Version 15.0.2 und aufwärts) und den Speicherproblemem von Photoshop 2021 hat man etwas Neues entdeckt um Menschen in einem Mehr-Personen-Workflow zu ärgern: Die defekte Sperrdatei. InDesign legt beim Öffnen eines Dokuments eine „idlk“-Datei an, die verhindert, dass eine weitere Person das Dokument öffnet. Ein „Schreibgeschützt öffnen“, wie bei Word existiert nicht. Das ist wichtig, denn nur ein Layouter kann das Dokument verändern – man kann nicht mit zwei Mäusen in der Datei rumschieben. Leider funktioniert diese nicht – man kommt trotzdem rein und kann gemeinsam Datenmüll produzieren. Aber nicht nur, dass sie ihrer Sperrfunktion nicht nachkommt – sie kommt auch ihrer Entsperrfunktion nach dem Schließen nicht nach. Oder zumindest nicht zeitnah. Normalerweise wartet man nach dem Schließen so fünf Sekunden und dann kann jemand Anderes die indd öffnen. Die „idlk“-Datei verschwindet auch gewohnt so schnell wie immer, aber nach dem sie weg ist, kann man die Datei immer noch nicht öffnen, InDesign behauptet weiter felsenfest, jemand anderes hätte sie offen. Obwohl nicht mal als versteckte Datei im Ordner etwas existiert. Einzige Lösung, wenn man nicht X-Minuten warten kann: indd auf den Desktop kopieren, umbenennen, Datei auf dem Netzwerklaufwerk löschen, umbenannte Datei zurückschieben, öffnen, speichern schließen und wieder den richtigen Namen verpassen. Was für ein Akt. Der Bug ist spätestens seit dem 12. November 2020 bekannt, wurde am 8. Januar dann auch endlich mal zur Kenntnis genommen und ist Stand heute – 17. März 2021 – nicht behoben.

But wait, there’s more: Normalerweise nehme ich die Bildfarbkonvertierung in den Druckfarbraum CMYK bereits in Photoshop vor (klassischer Workflow) – um Zeit zu sparen, weil es um recht viele Bilder ging, wollte ich das dieses Mal von InDesign erledigen lassen und dachte mir, machste mal den medienneutralen Workflow. RGB-Bilder ins Dokument, Farbraumkonvertierung erst bei der Druck-PDF-Erstellung. Ging nicht. Funktion war ausgegraut. Warum das? Zufällig in Adobes Bildverwaltungsprogramm „Bridge“ geguckt, über das man auch die Farbeinstellungen für alle Programme synchronisieren kann. „Einstellungen nicht synchron“ – Wieso das? Zufällig ploppte jemand in der InDesign-Usergruppe heute mit dem gleichen Problem auf. Wie sich rausstellte, schafft es Adobe sowohl in InDesign 2021 als auch in Illustrator 2021 den Dokumentfarbraum selbständig auf „Farbemulation InDesign CS2 (2003)“ und „Illustrator 6 (1996)“ zu stellen. Nach dem das behoben war und die Farbeinstellungen wieder auf die richtigen Einstellungen zurückgesetzt war, ließ sich die Funktion auch wieder nutzen. Dummerweise mochte dann InDesign eins der PNG-Bilchen nicht und weigerte sich standhaft das PDF zu erzeugen. Am Ende wanderten dann doch wieder die 300dpi-CMYK-Tiffbilder mit Transparenzen ins Dokument und nach Sekundenbruchteilen hatte ich mein PDF.

Schönen Dank auch.

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