Einfach nein: Neues Layout bei Games Aktuell, PC Games, N-Zone und play5
Wie sich die Zeiten doch ändern: Klein-Evil im Jahr 2000 war großer Fan vom 10er-Wertungssystem und nur mäßig davon begeistert, als der CyPress Verlag Mitte 2000 bei seinen Heften davon trennte und seit dem aufs Prozent-/100er-System setzte. Rund 19 Jahre später, im Februar 2019 wechselte die mittlerweile bei Computec Media erscheinende Games Aktuell aufs 10er-System zurück und die Freude darüber hielt sich bei inzwischen Groß-Evil in engen Grenzen. Was war geschehen?
Machen wir uns nichts vor. Der Wechsel des Wertungssystems damals, der Verzicht aufs Siezen bei der PC Games, wie auch die kürzlich erfolgte Layoutumstellung waren und sind vor allen Dingen eines: Eine Arbeitserleichterung und Aufwandsreduzierung.
Aufwandsreduzierung
Im Zuge der Umstellung des Wertungssystems von Prozent auf 10er sparte man sich bei Games Aktuell und N-Zone die Einzelwertungen für Grafik, Sound, Steuerung und Mehrspieler weg – einen Schritt, den play5 und PC Games schon Jahre zuvor gegangen waren. Das 10er-System ist auch ausreichend ungenau, sodass es auch völlig egal ist, wenn PC- und Konsolenfassung kleine Unterschiede haben. Eine „8 von 10“ kaschiert das schon ganz gut – sofern es sich bei einem Spiel nicht gerade um Cyberpunk 2077 handelt, gilt die Devise „passt scho’“. Für echte Versionsvergleiche sucht man heutzutage entsprechende Youtube-Kanäle auf.
Der Aufwandsreduzierung fiel auch der Newsteil der Magazine zum Opfer – würde eh keinen Sinn mehr ergeben in Zeiten des Internets bei einem monatlichen Heft. Das mag argumentativ erstmal richtig sein, greift aber zu kurz, da auch der Rest des Heftes nichts anderes mehr als eine ausgedruckte Internetseite ist. Und man mag es kaum glauben, tatsächlich werden die „Highlights des Monats“-Newsschnipsel auch heute noch gerne gelesen. Wer als Verlag in seine Statistiken bei der Zeitschriftenflatrate readly guckt, weiß das. Aber ja, es macht natürlich Aufwand eine Auswahl zu treffen und diese dann textlich einzukürzen und zu bebildern.
Papierpreise
Bis 2019 wurde das Drucken von Magazinen auch immer billiger, Onlinedruckereien oder standardisierte Abgabesystem sei Dank, sodass auch problemlos in Polen oder Ungarn gedruckt werden kann. Corona und allem, was danach folgte, setzte dem Preisverfall beim Druck ein Ende. Statt Papier wurde Pappe für Versandskartons produziert, es gab zu wenig Altpapier und in Finnland streikte über Monate auch noch Europas größter Papierhersteller. So wurde Papier knapp und teuer und man wurde jeden Monat aufs neue von den Druckereien überrascht, welche Sorte gerade zu kriegen war und was sie wohl kostet. Als sich an dieser Front alles langsam auf hohem Preisniveau anfing wieder einzupendeln, marschierte Russland in die Ukraine ein und die Preise explodierten erneut. Auf die hohen Papierpreise kommen dann noch Späßchen, wie Energie- und Transportkostenaufschlag – zusätzlich zu den normalen Transportkosten. Wohin das führt, kann man sich am Kiosk angucken. Eine Games Aktuell mit 100 Seiten auf wirklich mäßigem Papier kostet inzwischen 6,50 Euro. Eine play5 mit völlig nutzloser DVD 8,50 Euro. Wenn man sich überlegt, dass das offizielle PlayStation 2 Magazin mit 132 Seiten, besserem Papier und eigener Redaktion zum Preis von 7,50 Euro damals schon kein Schnäppchen war, möchte man die play5 in gar kein Verhältnis mehr dazu setzen.
Nur noch ein Heft
Computec produziert heute noch, ein bisschen zugespitzt formuliert, ein Spielemagazin und druckt dazu vier verschiedene Cover. Denn egal ob Games Aktuell, N-Zone, play5 oder PC Games: In allen Heften stecken die identischen Artikel. Egal ob Vorschau, Test oder Hintergrundartikel – es steht in allen das gleiche drin und sieht auch fast identisch aus. Mal kommt ein Hintergrundartikel einen Monat früher, mal einen später. Das meiste Glück hat noch die N-Zone bedingt durch die recht hohe Zahl an Exklusivtiteln. Pokémon z.B. geht thematisch nur noch in die Games Aktuell, aber nicht in play5 oder PC Games. Doch auch im Crisis Core Test in der N-Zone steht bspw. im letzten Satz des Artikels der Hinweis zum Erscheinen der PC, PlayStation und Xbox-Versionen. Auf den 1/23er-Ausgaben von Games Aktuell und PC Games und 2/23 von play5 prangt auch das identische Diablo IV Artwork als Hauptmotiv.
Layoutanpassung 2022/2023
Den vorläufigen Höhepunkt dieses Negativtrends haben wir im Dezember 2022 erreicht, als die zeitgleich erscheinenden Games Aktuell, N-Zone und PC Games ihr neues Layoutkonzept bekommen haben. Play5 zog im Januar 2023 dann 1:1 nach.
Die Bilder wurden vergrößert, es gibt keine Bildunterschriften mehr. Die Meinungskästen sind raus, die Pro- und Contrakästen sind weg. Optische Raffinessen beim Layout gibt es auch keine mehr. So ein 6-Seiten-Test, wie zu Pokémon Karmesin und Purpur in der Games Aktuell 1/2023 lässt sich im Layout in etwa 10 Minuten zusammenwerfen. Der größte Zeitaufwand fließt dabei noch in die Erstellung eines QR-Codes – denn unter jedem Testergebnis befindet sich jetzt noch ein scannbarer Affiliate-Link zum Kauf des Spiels bei Amazon.
Bitter sind vor allem die Begründungen, warum was getan wurde: Pro- und Contrakästen doppeln sich mit dem Inhalt des Textes. Mag sein, vor allem macht es aber eben Arbeit noch mal die wichtigsten Punkte in kompakter Form zusammenzutragen.
Bildunterschriften im Bild schlecht lesbar auf dem Papier. Herrgott, dann setzt sie daneben oder dreht die Schriftgröße auf oder sagt einfach ehrlich, ihr wollt euch die Zeit sparen welche zu schreiben. Jetzt habt ihr euch optisch unterm Strich einer EDGE oder GEE angenähert ohne aber, dass euer Konzept zu den Inhalten passt. Es sieht furchtbar aus und jedes Mal denke ich mir „hier fehlt was“.
Maximal gespart
Noch bitterer wird es für N-Zone-Leser. Deren Heft hatte bis zuletzt wenigsten noch ein paar Details, die den Eindruck von „Hey, wir sind euer Magazin“ vermittelt haben, die die Schwesterhefte bereits nicht mehr hatten. Dieser unhaltbare Zustand wurde mit der 1/2023 dann beseitigt. Teamfoto im Editorial durch generisches Artwork ersetzt, Retroseiten mit „N-Zone vor 5, 10 und 20 Jahren“ gestrichen. Wirklich traurig.
Absurdität im eigenen Haus
Richtig verrückt wird’s dann zum Schluss noch mal, wenn man einen Blick in die PC Games MMORE wirft. Das World-of-Warcraft-Guide-Magazin hat zwar seine besten Zeiten auch lange hinter sich, ist aber immerhin noch etwas eigenständiges. Im hinteren Teil des Heftes gibt es noch die Reste des einstmals eigenständigen Buffed Magazins, sprich ein paar Themen abseits WoW. Wie in der 2/2023 z.B. einen Test zu „Crisis Core: Final Fantasy VII“. Dieses hat nicht nur einen eigenen Tester, nein, es gibt auch noch Bildunterschriften – neben den Bildern, Meinungskästen, Pro und Contra und eine andere Wertung (7/10 satt 9/10).
Die Frage nach dem Mehrwert
Was ich mich mittlerweile ersthaft Frage: Für wen werden die Hefte noch produziert? Ich stelle mir des Sammelns wegen jeden Monat noch eine Games Aktuell, N-Zone und play5 ins Regal. Das ist aber auch der einzige Grund. Für die Optik? Nein, billigstes Papier und Minimalaufwandlayout sprechen dagegen. Für die Inhalte? Gibt es online auf den computec-eigenen Webseiten. Für Werbekunden? Die Magazine sind praktisch anzeigenfrei.
Bei 6,50 Euro erwarte ich einen Gegenwert, irgendwas nettes, irgendwas „hey, du bist uns als Leser noch wert“. Kein „wir versuchen die Webseite mit möglichst wenig Aufwand zu Papier zu bringen“. Das sind dann 3 Euro, nicht 6,50 Euro. Wer für 6,50 Euro etwas nettes möchte, dem empfehle ich auch weiterhin die M! Games von Cybermedia. Das Heft ist heute immer noch so, wie ich im August 2020 darüber geschrieben habe.
PS.
Folgende Verkaufszahlen gibt Computec an:
Games Aktuell: 5.900
N-Zone: 6.700
PC Games: 16.400
PC Games MMORE: 6.800
PCGH: 16.700
play5: 7.900
Verlagsangaben Mediadaten 2023, Zahlen pro Ausgabe.